Die neue Abendblatt-Serie. Politische Entscheidungen stehen nicht immer unter einem guten Stern - wie auch diejenigen, die sie fällen. Was bringt uns das Jahr 2006? Der bekannte Astrologe Winfried Noé schaute in die Zukunft und erstellte Jahreshoroskope für die deutschen Spitzenpolitiker.

"Das neue Jahr hat nur so lange eine weiße Weste, bis man sie anzieht."

Hans Fallada, Schriftsteller (1893-1974)

Es ist soweit. Wir haben Silvester, das neue Jahr steht in den Startlöchern. Und damit auch wir. Mit neuen persönlichen Vorsätzen und Hoffnungen - sowie Erwartungen an die Politiker, die unser Land lenken. Was wird uns das Jahr 2006 bringen? Wird sich die große Koalition bewähren, kriegt sie den lang ersehnten Aufschwung hin? Oder scheitern Reformen an politischen Egoismen und Streit? Fragen über Fragen.

Die Antworten liegen in den Sternen.

"Merkel, Münte und die Sterne" heißt die neue Serie im Hamburger Abendblatt. Von Montag an präsentieren wir Ihnen, liebe Leser, die Jahreshoroskope unserer Politiker - zwölf Folgen, zwölf Sternzeichen, vom Widder bis zu den Fischen.

Deutschlands wohl bekanntester Astrologe hat sie erstellt: Winfried Noe (50), der seit annähernd drei Jahrzehnten übersetzt, was die Sterne zu sagen haben. Für die Abendblatt-Serie hat Noe von einigen Politikern sogar die kompletten Geburtsdaten erhalten, die zur Bestimmung eines ausführlichen Geburtshoroskops erforderlich sind. Also nicht nur Geburtsdatum und Geburtsort, sondern auch die genaue Uhrzeit.

So konnte der Astrologe ermitteln, daß zum Beispiel Franz Müntefering im Tierkreiszeichen Steinbock mit dem Aszendenten Stier geboren wurde. "Das ist jemand", so Winfried Noe, "der nur seine Pflicht erfüllen will." Aber auch heftige Spannungen zwischen Gemüt und Aggression sieht der Sterndeuter bei Müntefering, bedingt durch Mond und Mars im Tierkreiszeichen Widder. Bei Skorpion Friedrich Merz findet Noe eine innere Heiterkeit, aber auch Autoritätsprobleme, bei Widder Joschka Fischer eine Schwächephase von März bis September und für Schütze Michael Glos befürchtet er Widerstände, die seine angestrebten Reformen erschweren.

Wie werden sich die Politiker im neuen Jahr bei ihren wichtigsten Terminen schlagen? Auch dazu gibt das Jahreshoroskop im Abendblatt umfassend Auskunft. Scheint zum Beispiel Jungfrau Wolfgang Schäuble noch beim Landesparteitag der CDU am 28. Januar in Baden-Württemberg glückliche Entscheidungen zu treffen, droht ihm schon wenige Tage später bei der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik, um die Früchte seiner Arbeit gebracht zu werden. Bei den Landtagswahlen am 26. März in Baden-Württemberg scheint sich Schäuble in einem Zwiespalt zwischen Neigungen und Pflichten zu befinden.

Ob unsere Politiker sich tatsächlich etwas von den Sternen über Berlin funkeln lassen? Zumindest gibt es im Bundestag einige astrologische Auffälligkeiten. Zum Beispiel, daß etliche bekannte Politiker wie Müntefering das Sternzeichen Steinbock haben: Hans Eichel, Guido Westerwelle, Peer Steinbrück, Wolfgang Gerhard, Frank-Walter Steinmeier, Wolfgang Tiefensee, Matthias Platzeck und Markus Söder gehören dazu. Allein von den 42 Bundestagsabgeordneten mit dem Anfangsbuchstaben "G" im Nachnamen sind sieben Steinbock - und nur einer Wassermann. Sind Steinböcke also grundsätzlich besonders geeignet für die große Politik?

"Steinböcke sind die geborenen Verantwortungsträger. Ihre Lebensaufgabe sehen sie im konsequenten Eintreten und der genauso konsequenten Anwendung von Recht und Ordnung, Gesetz und Norm für das Allgemeinwohl", sagt Winfried Noe. "Auch Konrad Adenauer, Helmut Schmidt und Johannes Rau gehören zu diesem Sternzeichen. Steinböcke sind Staatsbeamte und Führungskräfte im klassischen Sinn. Sie sind unbestechlich, wollen Vorbild sein und zeigen anderen, wie es geht. Deswegen ist Helmut Schmidt nach seinem Ausstieg aus der Politik zum Herausgeber der Wochenzeitung ,Die Zeit' geworden - während Gerhard Schröder einen anderen Weg gewählt hat."

Altkanzler Gerhard Schröder ist Widder wie sein ehemaliger Außenminister Joschka Fischer. Ein geradezu selbstherrliches Sternzeichen, meint Astrologe Noe. "Der Widder ist wie ein kleines Kind. Er macht etwas, strahlt und freut sich darüber. Versuch und Irrtum - ihn interessieren aber die Probleme nicht, die dann vielleicht entstehen. Ihm kommt es darauf an, wie ein Sportler oder Rennfahrer immer Erster zu sein. Ihm geht es um die Vorherrschaft."

Manche Politiker richten sich sogar nach den Sternen. Der französische Präsident François Mitterrand, ebenso wie der amerikanische Präsident Ronald Reagan und der russische Boris Jelzin haben sich stets von Astrologen beraten lassen. So konnten sie ihre Verhandlungspartner besser ausrechnen. Wurden ihnen problematische Sternenkonstellationen prognostiziert, haben sie wichtige Gespräche und Entscheidungen sicher noch mal überdacht, wenn nicht vertagt.

Auch der nationalsozialistische Diktator Adolf Hitler hatte heimlich einen Astrologen. Der Schweizer Karl Ernst Krafft war als überzeugter Nazi bei der Gestapo und sagte präzise das Bombenattentat im Bürgerbräukeller voraus. Weil die Astrologie seit 1934 offiziell verboten war, ließ Kraffts Vorgesetzter die Prognose allerdings in der Schublade verschwinden. Erst nach dem Anschlag wurden die astrologischen Fähigkeiten des Schweizers für die Kriegsführung eingesetzt - so wurde er auch gezwungen, die Prophezeiungen des berühmten Nostradamus als Endsieg für den Nationalsozialismus zu interpretieren.

Auch wenn die heutige Wissenschaft die Astrologie mangels physikalischer Kausalität nicht ernst nimmt - schon seit Jahrtausenden hält sich hartnäckig der Glaube an die Kraft der Sterne. In Ägypten leitete man schon 2500 vor Christi Geburt aus dem Stand des Sirius politische Prognosen ab. In Indien standen Beobachtung und Deutung von Sternkonstellationen sogar in Bezug zur Religion. Astrologen genossen höchstes Ansehen. Über viele Jahrhunderte liefen Astronomie und Astrologie als untrennbares Doppel - ehe sie durch die Erfindung des Fernrohrs 1608 endgültig gesplittet wurden.

Geschichten über berühmte Sternendeuter und verblüffende Prognosen, die Ursprünge und Geschichte der Astrologie, was einzelne Begriffe bedeuten - all das bietet Ihnen, liebe Leser, die neue Serie "Merkel, Münte und die Sterne" - von Montag an täglich im Hamburger Abendblatt.