Als Kind musste er Kühe hüten, statt zur Schule zu gehen. Sebastian Kneipp (1821 bis 1897), Sohn eines Webers aus Stephansried im Allgäu, wuchs in Armut auf. Erst mit 21 Jahren kommt er seinem Traumberuf Pfarrer ein Stück näher: Ein Kaplan paukt mit ihm Latein und schickt ihn aufs Gymnasium nach Dillingen. Dort erkrankt der junge Mann an Tuberkulose. Verzweifelt probiert er eine Kur, von der er in einem 100 Jahre alten Medizinbuch gelesen hat: Im Winter taucht er mehrmals die Woche ins eiskalte Wasser der Donau ein. Anschließend spurtet er im Dauerlauf nach Hause und legt sich sofort ins Bett. Der Versuch hat Erfolg: Kneipp erholt sich, schließt die Schule ab und studiert an der Universität München Theologie. 1852 wird er zum Priester geweiht. Als in seiner Gemeinde die Cholera ausbricht, verordnet er einer erkrankten Magd einen heißen Essigwickel. Die Frau wird geheilt - doch Kneipp landet vor dem Amtsgericht. Die Anklage: Kurpfuscherei. Der Pfarrer muss zwei Gulden (20 Euro) Strafe zahlen. In den folgenden Jahren baut er - trotz weiterer Anzeigen gegen ihn - seine Wasser-Lehre aus. Er richtet im bayerischen Kloster Wörishofen sein erstes provisorisches Kurbad ein und stellt einen ärztlichen Mitarbeiter an. 1886 erscheint Kneipps erstes Buch "Meine Wasserkur", das innerhalb weniger Jahre in zwölf Sprachen übersetzt wird. Schließlich wird er zum Motor einer ganzen Bewegung: Er baut das erste Kneipp-Kurhaus, gründet den Kneipp-Verein, hält Vorträge und gibt die "Kneipp-Blätter" heraus. Zu seinen Fans zählen Papst Leo XIII. und Erzherzog Joseph von Österreich. Zu seinen Patienten ist der Gesundheitspfarrer schonungslos direkt. Einer Baronin, die ihm lang von ihren Wehwehchen vorjammert, rät er: "Drei kalte Güsse aufs Maul". Das tut seiner Beliebtheit keinen Abbruch: Als Kneipp im Juni 1897 stirbt, trauern Tausende an seinem Sarg.