Osterinsel: Die steinernen Monumente bröckeln. Ein Berliner restauriert sie im Auftrag der Unesco.

Es ist ein mystischer Ort", sagt der Berliner Restaurator Stefan Maar ernst über seinen zukünftigen Arbeitsplatz. Er koordiniert im Auftrag der Unesco seit Oktober die Rettung von 40 der geheimnisvollen Steingiganten - der so genannten Moai auf der chilenischen Osterinsel.

Der 36-Jährige hat bereits an mehreren Unesco-Projekten in Deutschland mitgewirkt. Das inspirierte ihn und sein Team, Pläne gegen den drohenden Zerfall der steinernen Monumente zu entwickeln. Sie sind die größten menschlichen Bildnisse, die je geschaffen wurden. Zehn Millionen Euro stellt die Unesco für diese Rettungsaktion bereit.

Auf der kleinen Osterinsel sind annähernd 1000 Statuen unterschiedlicher Größen bekannt. Aufsehen erregen vor allem die Giganten. Die größte Statue ist 9,8 Meter lang und hätte 270 Tonnen gewogen, wäre sie vollendet worden. Sie liegt aber noch in einem Steinbruch des erloschenen Kraters Rano Raraku. Aus seinem weichen Lapilli-Tuff sind nahezu alle Statuen auf der Insel gefertigt. Hier ist die Werkstatt, in der die Moai etwa seit 1000 nach Christi Geburt aus dem Gestein gemeißelt wurden.

"Dieser Tuffstein, den es nur auf der Osterinsel gibt, ist poröser und großporiger als andere", sagt Stefan Maar. Der subtropische Regen, der einmal täglich niedergeht, und die intensive Sonne machen diesem Stein sehr zu schaffen. Jedes Mal saugt er sich voll und quillt stark auf. In der Hitze der Sonne verdampft das Wasser anschließend. "Das führt zu Millionen von kleinen Bewegungen im Stein. Schließlich treten Risse auf, es dringt noch mehr Wasser ein, die Risse wachsen, der Stein zerbröselt", schildert Maar den Zerfall. Auf den Statuen, die am Meer stehen, siedeln zudem Flechten. Sie wachsen tief in den porösen Stein ein und sprengen ihn mit ihren Ausläufern Schicht für Schicht ab. In den vergangenen 50 Jahren verschwanden Ohren und Hände, wie ein Vergleich der Bilder, die der norwegische Forscher Thor Heyerdahl 1955 aufnahm, mit heutigen Aufnahmen zeigt.

Bereits Anfang des Jahres nahmen Maar und seine Kollegen Steinproben auf der Insel, um in Berlin ihre Zusammensetzung zu analysieren. "Das fand unter Aufsicht der Unesco sowie des Inselrates, des Denkmalsamtes, der chilenischen Denkmalsbehörde und Vertretern des Parkschutzes statt", sagt Maar und betont, die Menschen nähmen regen Anteil an der Rettungsaktion.

Der Plan dafür steht inzwischen fest: Die Riesen sollen unter einer regendichten Konstruktion geschützt werden. Mit Mikrowellen sollen sie anschließend getrocknet und dann mit einer Bariumlösung eingerieben werden. Diese wird den Stein von den Algen befreien, ohne ihn zu schädigen. Versuche haben gezeigt, dass man die Algen nach dieser Behandlung einfach mit einem Besen abbürsten kann. Nachdem der Stein vorsichtig gereinigt ist, wird er gefestigt. "Dazu werden wir eine speziell für diesen Tuffstein entwickelte Zusammensetzung eines Kieselsäureesters verwenden", erläutert der Restaurator und ergänzt: "Ziel ist die natürliche Rückverfestigung des Steines. Er soll also anschließend keine steinfremden Substanzen erhalten."

Noch finden die Vorbereitungen in Berlin statt. Zu Beginn des kommenden Jahres wird sich zeigen, wie gut sie waren. Dann reisen die Berliner zur Generalprobe auf die Osterinsel: Dort werden sie - wieder unter Aufsicht und großer Anteilnahme - Rohgestein des Vulkankraters Rano Raraku entnehmen, um vor Ort zu testen, ob ihre Techniken auch unter subtropischen Klimabedingungen funktionieren. 2005 hoffen die Restauratoren, die mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, mit der Konservierung der Figuren beginnen zu können. Voraussichtlich sechs der insgesamt 20 Mitarbeiter, die Maar ständig beschäftigt, werden dafür auf die Osterinsel reisen. Gemeinsam mit Experten aus Chile werden sie versuchen, diese Zeugen einer einzigartigen Kultur zu erhalten.

Das Gefühl, wenn man ihnen gegenübersteht, erzählt Maar ergriffen, sei unbeschreiblich. Vielleicht auch, weil diese alten, mystischen Statuen davon zeugen, dass Menschen kulturell beeindruckende Spuren auf dieser Erde hinterlassen können. Ein Trost in der Wegwerfgesellschaft.

Im Internet : www.osterinsel.net Unter www.maar.de gibt es in Kürze Informationen über das Projekt Osterinseln.