Erkenntnisse sollen dazubeitragen, die Plattentektonik besser zu verstehen

Kiel. Etwa 1500 Vulkane sind bekannt, tatsächlich, so schätzen Forscher, existieren womöglich bis zu 30 000 dieser Magma spuckenden Berge auf der Erde. Die meisten verbergen sich in der Tiefe der Ozeane. Nur selten gelingt es, die Eruptionen solcher Unterwasservulkane zu messen. Eben dieses Glück hatte ein Team aus deutschen und britischen Wissenschaftlern 2011 während einer Expedition mit dem Forschungsschiff "Sonne". Wie die Wissenschaftler jetzt im Journal "Nature Geoscience" berichten, konnten sie mit hochauflösenden Fächerecholoten fast in Echtzeit den Ausbruch des Monowai Unterwasservulkans dokumentieren. Dieser befindet sich 400 Kilometer südwestlich von der Insel Tonga in der Südsee, einem Gebiet, in dem die pazifische Platte auf die australische Platte stößt. Aus 2000 Meter Tiefe ragt der Vulkan bis auf weniger als 100 Meter unter die Meeresoberfläche.

Die Wissenschaftler führten zwei Messungen durch: Die erste am 14. Mai, die zweite am ersten und zweiten Juni. In der Zwischenzeit habe in der Tiefe eine massive Eruption Teile des Monowai-Kegels abgetragen, während sich in einigen Bereichen große Mengen neue Lava ablagerten, schreiben die Forscher. Dies habe dazu geführt, dass sich die Wassertiefen über dem Vulkan deutlich änderten: An einigen Stellen hätten diese um fast 19 Meter zugenommen, an anderen um 72 Meter abgenommen. "Die Daten zeigen wieder einmal sehr eindringlich, wie aktiv und dynamisch der Meeresboden ist", sagt Dr. Ingo Grevemeyer vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (GEOMAR), einer der Autoren.

Wie der Monowai liegen die meisten Vulkane an Plattengrenzen. Insofern könnten Erkenntnisse über Unterwasservulkane dabei helfen, die Plattentektonik besser zu verstehen - und damit auch die Entstehung von Erdbeben und Tsunamis. Allerdings werden Forscher auch künftig das Glück haben müssen, gerade in der Nähe zu sein, wenn ein Unterwasservulkan ausbricht. "Es ist wie in der Kriminalistik", sagt GEOMAR-Sprecher Jan Steffen: "Je früher man kommt, desto leichter sind die Spuren zu lesen."