In einem neuen Studiengang der Universität und der TUHH sollen Studenten lernen, Formeln und Berechnungen auf praktische Probleme anzuwenden

Hamburg. Wer Mathematik mag und sie im Beruf auf praktische Probleme anwenden möchte, kann ab dem kommendem Wintersemester in Hamburg Technomathematik studieren. Hintergrund des gemeinsamen Bachelorstudiengangs der Universität Hamburg und der TU Hamburg-Harburg (TUHH) ist, dass Ingenieure und Techniker in Forschung und Entwicklung auf immer komplexere mathematische Fragestellungen stoßen. "Fest steht: Die Ingenieurwissenschaften sind immer stärker auf Mathematik angewiesen", sagt TUHH-Sprecherin Jutta Werner. "Und die wird mit dem technischen Fortschritt immer kniffliger."

Schon in der Entwicklungsphase überprüfen Ingenieure das Verhalten von Flugzeugen und Maschinen mithilfe von Simulationen, die auf mathematischen Formeln beruhen. Simulieren lassen sich auch Gerätschaften aus der Umwelt- und Medizintechnik oder der Biomechanik. So ahmen Wissenschaftler die mechanischen Eigenschaften von Hüftprothesen nach, um deren Haltbarkeit zu verlängern, oder versuchen die Strahlung in Computertomografen zu reduzieren, ohne dass das Bild schlechter wird. Auch für die eigene Forschung braucht die TUHH Mathematiker, welche die Sprache der Ingenieure sprechen. "Deshalb bauen wir die Mathematik aus, indem wir neue Lehrstühle schaffen", sagt Werner. Der Universität Hamburg hingegen fehlt der Fachbereich für Ingenieurwissenschaften. Ihre Schwachstellen wollen die beiden Hochschulen jetzt ausgleichen, indem sie sich zusammentun.

Im Masterstudiengang Technomathematik, den die Uni Hamburg seit dem Wintersemester 2006/2007 als Erweiterung ihres Mathematikbachelors anbietet, arbeiten die Hochschulen bereits zusammen. Im neuen Bachelorstudiengang sollen Mathematik und Ingenieurwissenschaft noch enger verflochten werden als bisher. In sechs Semestern Studium belegen die Studenten 60 Prozent Mathematikvorlesungen. Technik - dazu gehört Elektrotechnik und Mechanik - und Informatik machen jeweils 20 Prozent der Vorlesungen und Übungen aus. "Entscheidend an unserem Studiengang ist, dass die Vorlesungen nicht einfach nur nebeneinander herlaufen", sagt Timo Reis, Professor am Fachbereich Mathematik der Universität. "In den mathematischen Vorlesungen soll direkt Bezug auf praktische Anwendungen in den Ingenieurwissenschaften genommen werden."

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Die Mathe- und Ingenieurveranstaltungen finden in den ersten beiden Semestern komplett an der TU in Harburg statt. Erst im dritten Semester geht es ins reine Mathesemester an die Universität Hamburg. In der zweiten Hälfte des Studiums können die Studenten zwischen verschiedenen Mathematik-, Technik- und Informatikkursen wählen.

"Wir rechnen für den Anfang mit etwa 30 Studenten pro Jahrgang, würden aber gerne auch mehr aufnehmen", sagt Reis. Zulassungsbeschränkt ist der Studiengang Technomathematik nicht, wie üblich bei Mathematikstudiengängen in Deutschland. "Der Bedarf an Mathematikern, die verstehen, wie Ingenieure und Techniker arbeiten, ist längst nicht ausgeschöpft", sagt Reis. Arbeitsplätze gibt es für Technomathematiker also genug.