Über die Maya spricht derzeit jeder, kein Wunder, sagt doch ihr Kalender für dieses Jahr angeblich den Weltuntergang voraus. Jetzt haben Forscher einen solchen Kalender entdeckt – 400 Jahre älter als der älteste bekannte.

Boston/Hamburg. Den mit weitem Abstand ältesten Kalender der Maya haben amerikanische Forscher in Guatemala entdeckt. Das astronomische Zahlenwerk ist nach Angaben der Experten von verschiedenen US-Universitäten 1200 Jahre alt. Damit sind sie vier Jahrhunderte älter als die Kalender, die bislang als die ersten der Maya galten. Die Aufzeichnungen wurden an den Wänden eines Gebäudes in der Ruinenstadt Xultún im Norden Guatemalas entdeckt.

Viele der Inschriften wurden von Plünderern beschädigt, aber eine Reihe von Aufzeichnungen sei noch erkennbar, hieß es. So wurden Berechnungen der Mondphasen entdeckt. Andere erscheinen rätselhafter, scheinen aber mit Mars, Merkur und wohl Venus zu tun zu haben.

Die Inschriften sind nur Millimeter groß und in rot und schwarz gehalten. Derartige Hieroglyphen seien noch nie gesehen worden. Dem Archäologen William Saturno von der Boston University zufolge soll es sich um verschiedene Kalendersysteme der Maya handeln: Dem zeremoniellen Kalender mit 260 Tagen, dem Sonnenkalender mit 365 Tagen und sogar Kalender nach Venus und Mars mit 584 und 780 Tagen.

„Wir sehen zum ersten Mal so etwas wie die Aufzeichnungen eines Schreibers, dessen Aufgabe es offenbar war, für die Maya-Siedlung solche Daten festzuhalten“, sagte Saturno. Er habe einfach alles an die Wand geschrieben: „Er nutzte sie wie eine Tafel.“

Die überwucherten Strukturen in dem Gebäude waren schon vor zwei Jahren entdeckt worden – von einem Studenten Saturnos, der den Pfaden von Plünderern gefolgt war. Mit Unterstützung der National Geographic Society kehrte der junge Mann mit seinem Professor und anderen Wissenschaftlern zurück und legte die Hieroglyphen frei. Die Ruinenstadt selbst war schon vor 100 Jahren entdeckt worden. Einst lebten hier Zehntausende Menschen.

Der Maya-Kalender ist derzeit in aller Munde, weil er angeblich seit Jahrhunderten für den Dezember dieses Jahres den Weltuntergang voraussagt. Die Forscher sehen das ganz anders: Der Kalender ende dann zwar – aber die Maya hätten dann einfach vorn wieder angefangen: „Es ist so, als ob der Kilometerzähler am Auto einmal umspringt“, sagte Anthony Aveni von der Colgate-Universität bei New York. „Das Auto ist dann zwar ein Stück dichter an der Verschrottung, die Maya haben einfach von Null wieder angefangen.“

Die Ergebnisse der Forschung werden im Juniheft des „National Geographic Magazine“ und im Wissenschaftsjournal „Science“ veröffentlicht.