Die mechanische Gehhilfe setzt Gehirnimpulse in Bewegung um

Bochum. In diesem Herbst beginnen in Bochum klinische Studien mit einem neuartigen Roboterskelett, das Querschnittsgelähmten das Gehen ermöglichen soll. Wie der japanische Wissenschaftler Yoshiyuki Sankai in Bochum erklärte, misst der an den Körper angeschnallte Roboteranzug elektrische Impulse, die vom Gehirn an die Muskeln geleitet werden, und setzt sie mittels Motoren in Bewegung um. "Es ist eine revolutionäre Technologie, die man sonst nur aus Filmen kennt", sagte Thomas Schildhauer, Ärztlicher Direktor des Bochumer Universitätsklinikums Bergmannsheil.

Bereits bei der gedanklichen Vorbereitung einer Bewegung würden Nervenimpulse an Muskeln und Skelett gesendet, die als sehr schwache Signale an der Hautoberfläche gemessen werden könnten, erläuterte Yoshiyuki Sankai. Der Roboteranzug fange die Signale mittels Sensoren auf. Die Antriebseinheit werde von diesen Signalen gesteuert und setze sie dann in Gelenk- und Muskelbewegung um.

Die Technik sei bereits in 90 Kliniken in Japan im Einsatz. Bochum ist der erste Standort des Unternehmens in Europa. Erfolge erzielt der Roboteranzug Sankai zufolge auch beim Bewegungstraining von Schlaganfallopfern. Da nicht nur Gehirnimpulse an die Muskeln geleitet, sondern auch die Bewegung dem Gehirn zurückgemeldet werden, helfe der Anzug, alte Bewegungsmuster neu zu verinnerlichen. Zum Repertoire von Cyberdyne gehören darüber hinaus komplett steuerbare Roboterprothesen. Die Bochumer Ärzte hoffen, den Anzug in vielen Bereichen der Rehabilitation nutzen zu können. Der Einsatz ist aber auch denkbar zur Erleichterung schwerer körperlicher Arbeit im Berufsleben und bei der Rettung von Unfallopfern.

Die wissenschaftliche Kooperation mit der Universitätsklinik begann das japanische Unternehmen gestern mit der Gründung der Cyberdyne GmbH mit Sitz in Bochum.