Eine Studie zeigt Zusammenhänge von nuklearen Risiken und Erderwärmung

Hamburg. Solange verschiedene Staaten auf Atomwaffen und die friedliche Nutzung von Kernenergie setzen, wird dies die internationalen Beziehungen beeinträchtigen. Das behindert ein gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen den Klimawandel. Beide globalen Probleme sorgen für Konflikte und können sich dadurch sogar gegenseitig verstärken, heißt es in einer Studie zum Zusammenhang von nuklearen und Klimarisiken, die der World Future Council gestern veröffentlichte.

Noch immer bedrohten mehr als 20 000 Atomwaffen den Weltfrieden, schreibt der Autor Prof. Jürgen Scheffran vom Uni-Institut für Geografie am KlimaCampus Hamburg . Immerhin hätten verschiedene Abrüstungsverträge die Zahl der Kernwaffen seit 1985 auf etwa ein Drittel reduziert. Doch reiche ihre Zahl noch immer aus, um die Welt zu zerstören. Beim Klimawandel stimme noch nicht einmal der Trend: Weltweit wird jedes Jahr mehr Kohlendioxid frei und verschärft das Klimaproblem.

Atomstrom wird oft als klimaschonend eingestuft. Nicht erst seit den zerstörten Reaktoren von Fukushima lehnt Autor Scheffran den Bau neuer Kernkraftwerke jedoch ab. Selbst wenn sich ihre installierte Leistung verdoppelte, würden sie nur zu einigen wenigen Prozenten zur weltweiten Stromversorgung beitragen. Zudem gebe es während der gesamten Prozesskette - vom Uranbergbau bis zur ungelösten Endlagerfrage - nukleare Abfälle und Risiken. Und der technische Übergang von der friedlichen zur militärischen Nutzung sei fließend.

Der Geograf warnt auch vor großtechnischen Ansätzen mit dem Ziel, die Vorgänge in der Atmosphäre zu manipulieren (Climate Engineering), etwa Aerosole (feinste Partikel oder Tröpfchen von speziellen Substanzen) in höhere Luftschichten einzubringen oder Spiegel im Weltraum zu installieren, die die Sonnenstrahlung ins All reflektieren. Solche Techniken seien "ein Spielfeld für Kapitalinteressen und politische Machtspiele", die die Unterschiede von Nord und Süd, von Arm und Reich noch verstärken könnten.

Nur ein internationales Rahmenabkommen, das die Herausforderungen der Friedens- und der Klimapolitik integriert, könne die Menschheit voranbringen, plädiert Scheffran. Vielfältige Schritte müssten einem Ziel dienen, der "doppelten Null": null Atomwaffen und null CO 2 -Emissionen.