Die gefährliche, hoch ansteckende Viruserkrankung lässt sich sehr zuverlässig durch zwei Impfungen verhindern. Der Grund für eine sich schnell ausbreitende Masernepidemie ist deshalb immer eine unzureichende Impfrate.

Hamburg. In Süddeutschland grassieren die Masern. Allein in Bayern sind bis April 15-mal so viele Menschen erkrankt wie im gleichen Zeitraum 2010. Bundesweit sind dem Robert- Koch-Institut in diesem Jahr bereits 390 Masernfälle gemeldet worden. Hamburg liegt in diesem Jahr mit elf gemeldeten Fällen noch im Normalbereich, denn hier erkranken etwa zwei Menschen pro Monat. Anders war es im Jahr 2009. Damals wurden in der Hansestadt im gesamten Jahr 212 Masernfälle gemeldet.

Rico Schmidt, Pressesprecher der Gesundheitsbehörde Hamburg, sagt: "Im Prinzip kann das jederzeit wieder passieren, wenn in einer Gruppe, in der sich viele Ungeimpfte befinden, sehr enge Kontakte zueinander bestehen." Das kann in Familien sein oder im Kindergarten, wo durch Enge die Übertragung durch direkten Kontakt oder durch Tröpfcheninfektion über die Schleimhautzellen des Atemtraktes begünstigt wird.

Eigentlich müssten Masern kein Thema mehr sein. Die gefährliche, hoch ansteckende Viruserkrankung, die zu Lungenentzündung oder Hirnentzündung führen kann, lässt sich sehr zuverlässig verhindern: durch zwei Impfungen im Abstand von mindestens vier Wochen ab dem zwölften Lebensmonat. Der Grund für eine sich schnell ausbreitende Masernepidemie ist deshalb immer eine unzureichende Impfrate. Hamburg liegt dabei im Bundesvergleich im Mittelfeld. Von den 12 647 Kindern, deren Impfstatus 2009 bei der Schuleingangsuntersuchung überprüft wurde, waren 95,3 Prozent einmal geimpft, aber nur 90,5 Prozent hatten beide Impfungen, die für einen sicheren Schutz notwendig sind.

Ab einer Impfrate von 95 Prozent geht die Weltgesundheitsorganisation WHO von einer sicheren Durchimpfung der Bevölkerung aus. Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, gibt allerdings zu bedenken, dass diese Zahlen durchaus ein zu positives Bild zeichnen. "In Hamburg haben sechs Prozent der Kinder keinen Impfpass. Sie werden nicht in dieser Statistik berücksichtigt, und es ist zu befürchten, dass von ihnen viele nicht geimpft sind."

Ein besonderes Problem stellen Jugendliche und junge Erwachsene dar, wie Glasmacher erläutert. "Ein Viertel von ihnen hat keinen vollständigen Impfschutz, weil es erst seit den 1970er-Jahren Impfempfehlungen gibt. Und erst in den 1990er-Jahren wurde die zweite Masernimpfung eingeführt." Im Sommer 2010 empfahl die Ständige Impfkommission am RKI deshalb allen, die nach 1970 geboren wurden und keine - lebenslänglich immunisierende - Maserninfektion durchgemacht haben, die zweite Impfung nachzuholen. Auch wer noch gar nicht gegen Masern geimpft ist, sollte sich impfen lassen.

"Bei jedem Masernfall wird das Gesundheitsamt informiert", so Schmidt. "Dann wird je nach Sachlage entschieden, ob alle ungeimpften Kinder zu Hause bleiben müssen." Sein dringlicher Rat: "Lassen Sie Ihr Kind auf jeden Fall gegen Masern impfen!"