In den Wurzeln des Rhabarbers kommen Polyphenole vor, eine Wirkstoffgruppe, die seit Jahrhunderten zum Gerben von Tierhäuten verwendet wird.

Bernburg. Auf großen Feldern, die zur Hochschule Anhalt gehören, wird in Bernburg/Strenzfeld Rhabarber angebaut. Doch dient dieser nicht zuerst der Ernährung, sondern der Forschung nach pflanzlichen Wirkstoffen in den verschiedenen Arten des sauren Gemüses, die in Kosmetik und Medizin oder als Gerbstoff Anwendung finden.

In den Wurzeln des Rhabarbers kommen Polyphenole vor, eine Wirkstoffgruppe, die seit Jahrhunderten zum Gerben von Tierhäuten verwendet wird. In den vergangenen 100 Jahren seien pflanzliche Gerbeverfahren allerdings vom Gerben mit Chromsalzen verdrängt worden, sagt Ökotrophologin Anne-Christin Bansleben, 32, von der Hochschule Anhalt. Bei diesem Verfahren bleiben allerdings schwer abbaubare Umweltschadstoffe zurück. Zudem gibt es immer mehr Menschen, die wegen einer Chromallergie keine herkömmlich gegerbten Lederprodukte verwenden könnten.

Die umweltfreundliche Herstellung eines Leders, das auch empfindliche Allergiker vertragen, war einer der Gründe, warum an der Hochschule Anhalt die Gerbstoffe aus Rhabarberwurzeln vor rund acht Jahren näher unter die Lupe genommen wurden. Die Wissenschaftler identifizierten geeignete Gerbstoffe und entwickelten ein Verfahren, um diese zu extrahieren.

Der Doktorvater der 32-Jährigen, Ingo Schellenberg, Professor für Anorganische und Organische Chemie, hat die Firma "rooters" gegründet, die Rhabarber einsetzt, um Öko-Leder herzustellen. Sie bietet eine erste Kollektion von Taschen und Accessoires an. Das Leder kommt aus Süddeutschland, aus Strenzfeld der zum Gerben notwendige Rhabarberwirkstoff.