Im bayerischen Hammelburg arbeiteten sich Militärroboter an Alltagsaufgaben ab - sie rollten eigenständig durch den Wald, durchsuchten Gebäude

Am Terminator kommt auch ein Drei-Sterne-General nicht vorbei. Natürlich seien die Vorstellungen von Militärrobotern durch Filmfiguren wie die von Arnold Schwarzenegger gespielte Kampfmaschine geprägt, räumt der Inspekteur des Deutschen Heeres, Werner Freers, ein. Ihn interessiere jedoch in erster Linie, wie gut und vor allem zuverlässig Roboter Soldaten von Routineaufgaben entlasten können.

Die meisten der bislang am Boden militärisch genutzten Roboter ähneln eher dem Titelhelden aus John Badhams Komödie "Nummer 5 lebt!": Sie bewegen sich auf Rädern oder Raupen und werden vorrangig bei der Entschärfung von Bomben und der Untersuchung verdächtiger Gegenstände vorgeschickt, allerdings komplett ferngesteuert. Strategen wie Freers wünschen sich nun, dass ihre Roboter auch hinsichtlich der Intelligenz dem Filmvorbild ähnlicher werden, um sie auch für andere Aufgaben einsetzen zu können.

Um die technologische Entwicklung in diese Richtung zu lenken, hat die Nato die Roboterleistungsschau Elrob (European Land-robot trial) ins Leben gerufen. Seit 2006 können Teams von Universitäten und Unternehmen hier alljährlich zeigen, wie gut sich ihre Roboter in realistischen Einsatzszenarien bewähren, abwechselnd mit militärischer und ziviler Ausrichtung. Es geht um Transporte durch unwegsames, gefährliches Gelände, die Beobachtung feindlicher Stellungen oder die Erkundung von Katastrophengebieten. Ihren Weg sollen sich die Maschinen möglichst selbstständig bahnen. Die Veranstalter vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie und den Partnerinstitutionen gestalten die Szenarien regelmäßig so, dass man mit Funkfernsteuerung allein nicht weit kommt.

Satellitennavigation ist auf Waldwegen zu ungenau

Auch die Orientierung mithilfe von Satellitennavigation stößt auf dem Übungsgelände der Infanterieschule bei Hammelburg, wo gerade die diesjährige militärische Elrob durchgeführt wurde, rasch an ihre Grenzen. Um sicher durch enge Waldwege zu steuern, sind GPS-Daten zu ungenau. Die Roboter und autonomen Fahrzeuge brauchen zusätzliche Sensoren wie Kameras oder Laserscanner, um die Wege sicher erkennen und Hindernissen ausweichen zu können. Eine Herausforderung besteht darin, die Daten dieser unterschiedlichen Sensoren im Computer zu einem Modell der Umgebung zu vereinen.

Im Unterschied zu einer asphaltierten Straße mit ihren glatten Kanten können Waldwege unter Umständen sehr schwer zu erkennen sein. Auch die Klassifizierung von Hindernissen ist ein noch ungelöstes Problem: Ein menschlicher Fahrer erkennt mühelos, dass ein von oben herabhängender Zweig keine Gefahr darstellt. Woher aber weiß der Computer, dass es sich um harmlose Blätter handelt?

Den Weg durchs Unterholz fand der mit Laserscannern, Kameras und Computern bepackte VW Touareg MuCAR-3 am schnellsten. Das Fahrzeug der Münchner Universität der Bundeswehr folgte einem vorauslaufenden Menschen über eine 800 Meter lange Strecke durch den Wald, fand selbstständig zurück und fuhr den Weg noch einmal fast vollständig hin und her, alles innerhalb einer Stunde.

Ein umgerüsteter VW Touareg musste nur bei einem Schlagloch passen

Auch beim autonomen Fahren im Konvoi ließen die Münchner die anderen weit hinter sich und bewältigten als einziges Team alle drei Schwierigkeitsgrade. Lediglich auf dem schwierigsten Kurs ging der Kontakt zum Führungsfahrzeug einmal verloren, als MuCAR-3 ein tiefes Schlagloch durchqueren musste.

In den Aufklärungsszenarien, bei denen Gebäudegruppen oder militärische Feldlager bei Tag und bei Nacht untersucht werden müssen, kommen autonome Roboter dagegen noch nicht sehr weit. Hier bewältigte der ferngesteuerte kommerzielle Roboter Telemax von der Telerob GmbH die Aufgaben am besten und ermöglichte seinem Operator, alle verdächtigen Gegenstände zu identifizieren. Der Roboter ist eigentlich darauf ausgelegt, durch Eisenbahnwagen oder die Passagierkabinen von Flugzeugen zu fahren, wo er auch die Gepäckablagen durchsuchen kann. Militärische Aufklärung zählt nicht zu seinen primären Aufgaben.

Ein Roboter für die Aufklärung am Boden, der sich zumindest teilweise autonom an GPS-Daten und Häuserwänden orientieren kann, soll daher demnächst in Auftrag gegeben werden. Die Pläne dafür liegen im Panzerschrank des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB, Koblenz). Dort wartet man nur noch auf die Mittelfreigabe durch das Verteidigungsministerium, um das Projekt MoSeS (Mobile Sensor System) auszuschreiben. "Im Jahr 2012 wird sich MoSeS vielleicht schon an der Elrob beteiligen", versprach der Leiter des Projektbereichs beim BWB, Heinz-Joachim Wolf, zum Abschluss der diesjährigen Leistungsschau.