Auch Fische können es offenbar nicht ertragen, wenn ihnen fremde Kinder untergeschoben werden. Wenn männliche Dreistachlige Stichlinge zu viele von Rivalen befruchtete Eier in ihrem eigenen Nest finden, fressen sie die gesamte Brut auf, wie Forscher der Universität Bonn jetzt in der Zeitschrift "Proceedings of the Royal Society of London Series B" online berichten.

Die Forscher hatten den männlichen Fischen von Rivalen befruchtete Eier in unterschiedlichen Mengen in die Nester gelegt. Normalerweise kümmern sich die Männchen um die Eier, bis der Nachwuchs geschlüpft ist. Meist bemerkten sie nun aber nach einigen Tagen den Betrug und fraßen das Gelege teilweise oder komplett auf. Je mehr fremde Eier sich dabei im Nest befanden, desto häufiger musste der gesamte Nachwuchs daran glauben. Die Forscher vermuten, dass die Stichlinge in der Lage sind, anhand des Duftes die Zahl der fremden Eier abzuschätzen. Dies funktioniere jedoch augenscheinlich erst gegen Ende des Brutzyklus.

Auch eine Begründung für das kannibalische Verhalten haben die Forscher parat. So fächele das Stichlingsmännchen während der Brutpflege den Eiern rund um die Uhr frisches, sauerstoffreiches Wasser zu. Für den kleinen Fisch sei diese körperliche Arbeit so anstrengend, dass er oft nach dem Ende der Brutpflege sterbe. Diese Anstrengung lohne sich nicht, wenn dadurch vor allem dem Nachwuchs eines Rivalen zum Leben verholfen werde. Für die Männchen mache es dann mehr Sinn, die Brut zu fressen und einen neuen Versuch zu starten. Warum die Fische auch die eigenen Nachfahren vertilgen, ist nicht klar. Die Forscher vermuten, dass der Geruch nicht ausreicht, um einzelne Eier zu unterscheiden. Wenn das Nest insgesamt zu fremd rieche, würden alle Eier vernichtet.