Washington. 2009 schickte die Nasa das Teleskop „Kepler“ für die Suche nach extrasolaren Planeten ins All. Nun gibt es ein sensationelles Ergebnis.

Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa haben den bislang erdähnlichsten Planeten entdeckt. Das „Kepler-452b“ getaufte Objekt sei eine Art „größerer und älterer Cousin“ der Erde, teilten die Forscher bei einer Pressekonferenz am Donnerstag mit. Der mit dem Weltraumteleskop „Kepler“ erspähte Planet befinde sich in der bewohnbaren Zone nahe eines anderen sonnenartigen Sterns mit der Bezeichnung „Kepler-452“. Wasser könnte auf dem Planeten flüssig sein - eine der Grundvoraussetzungen für Leben.

„Dieses aufregende Ergebnis bringt uns einen Schritt näher zur Entdeckung einer Erde 2.0“, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. Wasser oder gar Leben haben die Forscher auf dem fernen Planeten bislang aber nicht entdeckt.

60 Prozent größer als die Erde

Der Durchmesser von „Kepler-452b“ ist 60 Prozent größer als der der Erde. Gewicht und Zusammensetzung des Planeten haben die Forscher noch nicht genau bestimmen können, die Wahrscheinlichkeit sei aber hoch, dass er felsig sei. Der neu entdeckte Planet ist fünf Prozent weiter von seinem sonnenartigen Stern „Kepler-452“ entfernt, als die Erde von der Sonne. Er braucht 385 Tage, um den Stern einmal zu umrunden.

Das System von
Das System von "Kepler-452b" © dpa

Der Stern „Kepler-452“ ist sechs Milliarden Jahre alt - 1,5 Milliarden Jahre älter als unsere Sonne - und 20 Prozent heller. Das „Kepler-452“-Sonnensystem liegt im Sternbild Schwan rund 1400 Lichtjahre von unserer Erde entfernt.

„Es ist beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass dieser Planet sechs Milliarden Jahre in der bewohnbaren Zone eines Sterns verbracht hat, länger als die Erde“, sagte Nasa-Wissenschaftler Jon Jenkins. „Das ist eine wesentliche Möglichkeit für die Entstehung von Leben - wenn denn alle wesentlichen Voraussetzungen und Konditionen dafür auf diesem Planeten existieren.“

Technischer Defekt erschwert die Mission

Den Planetenjäger
Den Planetenjäger "Kepler" schickte die Nasa 2009 ins All © dpa

Der Nasa-Planetenjäger „Kepler“ - benannt nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler (1571-1630) - war 2009 in die Erdumlaufbahn gebracht worden, um dort nach extrasolaren Planeten (Exoplaneten) zu suchen. Bislang sind so fast 4700 mögliche Exoplaneten entdeckt worden, bestätigt sind inzwischen 1030. 2013 hatte das Teleskop seine Arbeit wegen eines technischen Defekts beenden müssen, seine Daten werden jedoch weiter ausgewertet.

Die „Kepler“-Mission hat den Wissenschaftlern deutlich gemacht, dass erdähnliche Planeten keine Seltenheit sind. Schätzungen zufolge besitzt mindestens jeder zweite Stern in etwa erdgroße Planeten. Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass es auf einem dieser Himmelskörper auch Leben gibt.

Medien reagieren euphorisch

Die internationalen Medien reagierten teilweise euphorisch auf die Nasa-Entdeckung. So schrieb etwa die Turiner Tageszeitung „La Stampa“ am Freitag: „Es gibt eine weitere Erde, da draußen in der Galaxis. Unser Planet hat einen Cousin. Und wie es mit allen engen Verwandten ist, hat er seine Eigenheiten, aber ähnelt uns sehr. Diese Nachricht ist - ohne Übertreibungen - historisch. Die überwältigenden Neuigkeiten über die Existenz eines Zwillingsplaneten der Erde rufen enthusiastische, fast schon romantische Reaktionen hervor. Kepler 452b ist gestern in die Geschichte eingegangen. Und dennoch denken viele bei der Nasa, dass uns noch weitere Überraschungen erwarten, mit Erden hier und dort, verstreut in der Galaxie. Die Jagd nach unserem Klon ist nur der Anfang.“