Hamburg. Die beliebte Magazin-Kolumne Rindchen kocht mit zwei leckeren Rezepten für „den Stolz Dithmarschens“.

Wie haben Sie denn so den dunklen Dezember mit wenigen Kontakten verbracht? Also ich, drücken wir es mal so aus, habe meine ohnehin schon ausgeprägte Affinität zu leckerem Essen und dazu passenden erlesenen Traubenkaltschalen recht offensiv gelebt. Das Ergebnis lässt sich auf der Waage ablesen – und im Hinterkopf erschallen mahnend die sachdienlichen Hinweise des Internisten vom letzten Check-up-Termin.

Das kennen Sie auch? Dann folgen Sie mir zu einem kleinen Gewissensberuhigungseinschub und lassen Sie uns eines der gesündesten und entgiftendsten Lebensmittel auf Gottes Erdenrund kreativ zubereiten: Die Rede ist vom Stolz Dithmarschens, dem gemeinen Weißkohl. Den jedoch wollen wir so raffiniert und animierend anrichten, dass Sie gern und lustvoll drei Mal nacheinander davon essen können, denn dann haben Sie entschlackungstechnisch schon mal richtig was getan: Willkommen zum Weißkohltopf asiatisch!

Gemüse muss noch Biss haben

Für zwei Personen und sechs Portionen brauchen Sie 500 g Weißkohl, 300 g Blumenkohl, zwei Möhren, eine Staudensellerie, ca. 400 g reife gute Tomaten, zwei rote Paprikaschoten, 250 g Zwiebeln, 150 g Lauch, drei Esslöffel hochwertiges Olivenöl, einen Esslöffel gutes gelbes Curry, 0,3 l geschälte oder passierte Tomaten aus dem Glas oder der Dose, einen Esslöffel gemörserte Kümmelsamen, einen Esslöffel gemörserte Koriandersamen, sechs bis acht Knoblauchzehen, drei Lorbeerblätter, drei kleine Chilischoten, 2,5 cm frischen Ingwer, zwei Stangen Zitronengras, je ein halbes Bund frischen Koriander und frische Blattpetersilie, Sojasoße sowie entweder einen Liter Gemüsebrühe oder einen Liter Geflügelfond, dann ist es unter Umständen geschmacklich noch verführerischer.

Das Gemüse waschen und putzen Sie und schneiden es klein, den Kohl gerne etwas gröber, Knoblauch, Ingwer, Chili und Zitronenglas klitzeklein, den Rest so dazwischen. Nun schwitzen Sie Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Chili, Ingwer und Zitronengras in einem großen Topf mit Olivenöl bei mittlerer Hitze an und geben den Kümmel und das Currypulver hinzu. Nach kurzem gemeinsamen Anschwitzen (die Sauna lässt grüßen) geben Sie die restlichen Gemüse und die passierten Tomaten dazu, gießen alles mit der Brühe oder dem Fond auf, packen nun noch die Lorbeerblätter und die Koriandersamen dazu, kochen das Ganze auf und lassen es zehn weitere Minuten kochen. Reduzieren Sie nun die Hitze und lassen Sie alles so lange köcheln, bis das Gemüse ansatzweise gar ist, aber noch Biss hat.

Kohltage auf eine ganze Woche ausdehnen

Die Zeit nutzen Sie, um die Blattpetersilie und den Koriander zu hacken – und zwar mit (!) den Stielen, denn die bringen Geschmack und Knackigkeit. Zum Schluss schmecken Sie den Weißkohltopf mit der Sojasoße ab, streuen die Petersilie hinein und den Koriander nur dann, wenn jeder Esser Koriander auch mag (der ist, genetisch bedingt, ein sehr polarisierendes Kraut ...). Die Alternative: Stellen Sie den Koriander in einem Schüsselchen dazu und jeder kann sich selbst bedienen. Da wir ja auf dem Gesundheitstrip sind, empfehle ich als Getränk dazu stilles Mineralwasser oder die in Hamburg ja auch recht anständig aus dem Hahn perlende Leitungsheimer Spätlese. Wer es mit der Askese nicht übertreiben will, kann auch einen feinen, leichten, trockenen bis feinherben Riesling dazu genießen.

So, nun haben Sie ja noch jede Menge Kohl über, was passiert denn damit? Sie können, so Sie Gefallen daran gefunden haben, Ihre Kohltage auf eine ganze Woche ausdehnen – dann sind Sie mutmaßlich zwei Kilo Körperfett los. Ein guter Begleiter für eine echte Kohldiät ist das vergriffene, aber antiquarisch verfügbare Buch „Die magische Kohlsuppe“ mit guten, abwechslungsreichen Rezepten, Hintergrundinformationen und vielen begleitenden Tipps. Wenn Sie den Restkohl nach dem asiatisch-gemüsigen ein bisschen gemütlich-rustikaler zubereiten wollen: Zaubern Sie sich einen schönen Hackauflauf! Dafür schneiden Sie ein Pfund Weißkohl in Stücke und kochen diese acht bis zehn Minuten.

In einer Pfanne braten Sie in zwei Esslöffeln Olivenöl 100 g gehackte Zwiebel und ein Pfund gemischtes oder Rinderhack an und würzen alles mit ordentlich Salz, Pfeffer aus der Mühle, frisch geriebenem Muskat und Oregano. Jetzt geben Sie Hack und Weißkohl in eine mit Olivenöl ausgepinselte Auflaufform und verteilen eine feingewürfelte Tomate darüber. In einer Schüssel haben Sie derweil 200 ml Sahne, drei Eier und 200 g frisch geriebenen Parmesan verrührt und ebenfalls mit Pfeffer aus der Mühle, Salz und Muskat abgeschmeckt. Das verteilen Sie nun gleichmäßig auf Kohl und Hack und backen das Ganze ca. 35 Minuten im auf 200 Grad Ober- und Unterhitze vorgeheizten Backofen. Fertig!