Neue Brände, alte Whiskysorten, innovative Destillate, aber auch viel Fachwissen bietet die Messe Hanse Spirit in Hamburg.

Ein Schlückchen in Ehren kann niemand verwehren. So denken jene, die sich maßvoll und genießerisch zum Feierabend einen hochprozentigen Drink gönnen. Sie haben in der Regel eine Stamm-Spirituose, auf die sie schwören. Aber immer denselben Whisky, Rum oder Weinbrand? Wer einmal etwas Neues probieren und sich verführen lassen möchte, der wird vielleicht am kommenden Wochenende in den Messehallen fündig.

„Explore the liquid life“ (Erkunde das flüssige Leben) ist das Motto der Hanse Spirit, die sich vom 5. bis 7. Februar auf mehr als 6300 Quadratmetern in der Halle B1 am Hamburger Fernsehturm präsentiert. Knapp 60 Aussteller haben Whisky, Rum, Cognac, Gin, Wodka, Edelobstbrände und andere Leckereien im Gepäck und warten auf interessierte Besucher, die ihre Kreationen auch gern probieren möchten.

Zum sechsten Mal richtet Chris Rickert die Messe aus. „Ich bin genussvoller Whiskytrinker und gehe selbst gern auf solche Veranstaltungen“, sagt der 42-jährige Hamburger. Auf den Geschmack dieser Spirituose kam der gelernte Werbekaufmann bei einer Schottlandreise Anfang der 90er-Jahre. „Da habe ich mir verschiedene Destillen angeschaut und Feuer gefangen.“ Seitdem fährt er jedes Jahr in den britischen Norden. „Das ist meine flüssige Fortbildung“, sagt Rickert und rechnet an den drei Tagen mit rund 5000 Besuchern.

Deutschland kann viel mehr als nur gutes Bier brauen

Die Aussteller kommen aus ganz Deutschland. Gut die Hälfte bieten Whisky an, die anderen haben Edelbrände, Gin, Wodka, Rum und andere Destillate im Angebot. Jeder Besucher bekommt am Eingang ein Glas zum Mitnehmen und kann dann an den Ständen probieren. So ein Test-Schluck kostet zwischen zwei und fünf Euro. Und es gibt genügend Sitzmöglichkeiten, um den Schnaps in Ruhe über die Zunge rollen zu lassen.

Wer sich eingehender mit den verschiedenen Spirituosenthemen befassen möchte, der kann ein spezielles Gruppen-Seminar mit maximal 32 Teilnehmern besuchen. Dabei geht es dann um besondere Rum- und Whiskysorten oder um die Frage, welches Tonic Water zu welchem Gin passt. Die Besonderheit bayerischer Kräuterschnäpse und -liköre wird ebenso ausführlich erklärt wie auch das Destillieren an sich. Die Märkische Spezialitätenbrennerei aus Hagen (Westfalen) wird eine Live-Brennanlage auf der Messe in Betrieb haben und dem interessierten Publikum zeigen, wie ein Destillat entsteht.

Messe-Organisator
Chris Rickert (l.),
Mitarbeiter Stephan Runge
Messe-Organisator Chris Rickert (l.), Mitarbeiter Stephan Runge © hansespirit | hansespirit

Zum ersten Mal dabei ist die junge Hamburger Firma Weissbrand. „Wir sind vier Freunde, die sich vom Studium her kennen und Spirituosen auf den Markt bringen, die modern und sexy sind“, sagt Mitbegründer Lukas Porschen. Zwei Produkte haben der 23-Jährige und seine Mitstreiter schon entwickelt: The Wolf beispielsweise ist ein Digestif aus Pfälzer Süßweinen wie Spätlese, Auslese und Eiswein. 200 Flaschen werden pro Charge hergestellt. Birds wiederum besteht aus deutschem Riesling, der mit Botanicals, also Früchten, Kräutern und Gewürzen, aus fünf Kontinenten verfeinert wird. Destilliert werden die Spirituosen auf dem mecklenburgischen Gut Schwechow nahe Hagenow, das für seine hochwertigen Obstbrände und -geiste bekannt ist. „Deutschland kann viel mehr als nur gutes Bier brauen“, sagt Porschen, der Brand Design studiert hat und weiß, wie man neue Marken etabliert. Dass auch die Flaschen edel aussehen, versteht sich von selbst.

Premiere hat auch Martin Birk Jensen auf der Messe. Der Däne aus Svendborg arbeitet seit elf Jahren als Schiffsmakler in Steinkirchen im Alten Land. „Ich trinke gerne Gin und wollte etwas Neues probieren“, sagt der 33-Jährige. Also experimentierte er mit Botanicals und fand die für ihn ideale Mischung: marokkanische Minze mit Zitrusfrucht-Aromen. Eine Brennerei in Jork stellt für Birk Jensen den Skin Gin her, den es mittlerweile in mehreren europäischen Ländern, aber auch in Singapur und Malaysia zu trinken gibt.

Die Flaschen selbst stammen aus Bayern und sind elegant in Leder gebunden, außerdem wird ein filigraner Anker eingeprägt. „Der Schnaps ist frisch, mild und fruchtig, schmeckt pur und mit Tonic“, sagt sein dänischer Erfinder, der in den vergangenen neun Monaten 13.000 Flaschen verkauft hat und wegen des Nebenjobs mittlerweile fürs Maklerbüro Personal einstellen musste.

Neben den vielen puren Spirituosen können auch Cocktails an mehreren Ständen und der Aroma Bar auf der Messe probiert werden. Mehr noch: Am 5. Februar startet um 18 Uhr ein Wettbewerb, bei dem immer zwei Barkeeper gegeneinander antreten und binnen 20 Minuten einen Cocktail mit einer Überraschungs-Spirituose entwickeln. Das Publikum verkostet und stimmt ab. Nach der Messe wird es ein Buch mit den besten Mixgetränken und viel Wissenswertem zu den Spirituosen, Zutaten und Barkeepern geben. Damit man zu Hause alles nachschütteln kann.