Die Krankheit kann tödlich verlaufen, Experten beklagen mangelnden Schutz: Masern werden bundesweit zu einem Problem. Gesundheitsminister warnt eindrücklich vor den Gefahren der Infektionskrankheit.

Frankfurt/Main. Der Vormarsch der Masern in Deutschland lässt die Debatte über eine Impfpflicht aufflammen. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) setzt zwar zunächst weiter auf Aufklärung und Appelle, schließt als letztes Mittel einen Zwang zum Impfen jedoch nicht aus. Der Präsident der Bundesärztekammer fordert die Pflicht zur Schutzimmunisierung bereits jetzt. „Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht ist eine Impfpflicht das einzig Sinnvolle“, sagte Frank Ulrich Montgomery der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS).

In Deutschland wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in diesem Jahr bis Mitte Juli mehr als 1200 Masern-Fälle gemeldet, ein Großteil davon aus Bayern (515) und Berlin (440). Im vergangenen Jahr wurden insgesamt lediglich 166 Fälle beim Robert-Koch-Institut registriert. Bei Masern handele es sich um eine hoch ansteckende Erkrankung mit hohem Gefahrenpotenzial für alle Nichtgeimpften, sagte Montgomery. Gesellschaftspolitisch sei eine Verpflichtung zum Impfen allerdings schwer durchsetzbar.

Bahr bestätigte, dass eine Impfpflicht schwierige rechtliche Fragen aufwerfen würde. Dazu zähle die Frage der Sanktionen: „Was mache ich mit denjenigen, die sich weigern sich oder ihre Kinder impfen zu lassen?“, sagte er. Sollten Aufrufe und Aufklärung jedoch nicht greifen, könne eine Pflicht zum Impfen nicht ausgeschlossen werden.

Als Maßnahmen zur Steigerung der Impfquoten nannte Bahr unter anderem mehr Geld für Aufklärung und ein früheres Erfassen des Impfstatus von Kindern. „Das macht es leichter, Eltern daran zu erinnern, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen“, erklärte Bahr. Meist sei nicht ideologischer Widerstand, sondern „Unwissenheit und Säumigkeit“ verantwortlich für fehlende Impfungen. Geprüft wird auch, ob nicht geimpfte Schüler bei einem Ausbruch der Erkrankung in ihrer Schule befristet vom Unterricht ausgeschlossen werden können.

Bahr: „Verantwortungslos, nicht impfen zu lassen“

Bahr warnte eindrücklich vor den Gefahren der Infektionskrankheit. „Ich finde es verantwortungslos, seine Kinder nicht impfen zu lassen“, sagte er. Dadurch könnten Menschen angesteckt werden, die eine Impfung nicht vertragen. „Deren Leben wird damit gefährdet.“ Erst vor wenigen Wochen habe es in Deutschland wieder Todesfälle durch Masern gegeben.

Auch die Länder forderte Bahr laut Nachrichtenmagazin „Focus“ auf, Impfungen zu forcieren. Das öffentliche Gesundheitssystem müsse „in die Lage kommen, Impflücken ausfindig zu machen und Impfangebote zu unterbreiten“, sagte er. Die Grünen wenden sich entschieden gegen einen Zwang zur Schutzimpfung. „Wer mit dem Ruf nach der Impfpflicht in die Mottenkiste paternalistischer Medizin greift, stärkt nur die Impfgegner“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Birgitt Bender.

Masern werden durch Viren ausgelöst und Tröpfcheninfektion übertragen, sie sind hoch ansteckend.