Er hinterlässt oft bleibende Schäden. Wie man das durch schnelles Handeln verhindern kann, erklärten Ärzte am Freitag bei einem Forum.

Hamburg. Ein Schlaganfall zählt zu den großen Volkskrankheiten: In Deutschland ist er aktuell auf die zweithäufigste Todesursache vorgerückt. Allein 6000 Hamburger erleiden pro Jahr einen Schlaganfall, in Deutschland sind es insgesamt 200 000 Menschen. Innerhalb des ersten Jahres sterben 30 Prozent von ihnen, 70 Prozent der Überlebenden tragen bleibende Schäden davon. Um über die Anzeichen, Behandlungs- und Vorbeugemaßnahmen aufzuklären, fand Freitag, zum Welt-Schlaganfalltag, ein Gesundheitsforum in der Handelskammer Hamburg statt. Eingeladen hatten Mediziner des Universitäts-Klinikums Eppendorf und der Asklepios-Klinik Altona gemeinsam mit dem Hamburger Abendblatt. Prof. Christian Gerloff (UKE), Dr. Michael Rosenkranz (UKE) und Prof. Joachim Röther (AK Altona) stellten Fälle vor und beantworteten die Fragen der 125 Gäste. Die wichtigsten Fragen und Antworten sind hier zusammengefasst.

Wodurch entsteht ein Schlaganfall?

In den meisten Fällen durch den Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn. Seltener ist ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung.

Wie kommt es zum Verschluss eines Blutgefäßes?

Durch Verkalkungen und Blutgerinnsel in Arterien, die das Gehirn versorgen. Allein in 20 Prozent der Fälle ist der Verschluss eine Folge der Verkalkung einer Halsschlagader. Dort bilden sich Ablagerungen, sogenannte Plaques. Wenn diese aufreißen, können sich dort Blutplättchen anlagern und ein Blutgerinnsel bilden. Dieses kann entweder das Gefäß komplett verschließen oder es reißen kleine Fragmente ab, die dann mit dem Blutstrom in kleine Gefäße geschwemmt werden und dort einen Verschluss verursachen. Eine weitere Schlaganfallursache kann ein Blutgerinnsel im Herzen sein. Dieses entsteht durch das sogenannte Vorhofflimmern.

Was sind typische Symptome für einen Schlaganfall?

Typisch sind das plötzliche Auftreten einer Lähmung, eines Schwächegefühls oder einer Taubheit in einer Körperhälfte, plötzlich auftretende Gehstörungen, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen auf einem oder beiden Augen, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Sprachverständnis oder auch plötzlich auftretende sehr starke Kopfschmerzen - diese treten dann auf, wenn eine Hirnblutung die Ursache des Schlaganfalls ist. Auch wenn Symptome nur vorübergehend auftreten, sollte man sie ernst nehmen. Denn dabei kann es sich um sogenannte TIAs handeln (transitorisch ischämische Attacken), nach denen die Gefahr eines Schlaganfalls besonders hoch ist.

Was ist zu tun, wenn man die genannten Symptome an sich oder einer anderen Person bemerkt?

Die wichtigste Botschaft des Forums, die die anwesenden Ärzte nicht müde wurden zu betonen: Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte sofort der Rettungswagen unter 112 gerufen werden. Das gilt auch für eine TIA. Als eine von drei deutschen Städten werden Patienten in Hamburg dann sofort mit dem Rettungswagen in das nächstgelegene der neun Hamburger Schlaganfallzentren (Stroke Units) gebracht, wo unverzüglich eine Diagnostik und eine Therapie durch Schlaganfallspezialisten eingeleitet wird.

Warum ist eine schnelle Behandlung so wichtig?

Ärzte sprechen bei einem Schlaganfall von einem Zeitfenster von 4,5 Stunden, in dem eine medikamentöse Auflösung des Verschlusses im Gehirn noch möglich ist. Denn ein Schlaganfall "wächst": Um den eigentlichen Infarktort im Gehirn kann immer mehr Gewebe geschädigt werden, je mehr Zeit vergeht. Dieses Risikogewebe gilt es durch eine schnelle Gefäßöffnung zu retten.

Wenn kein Krankenhaus in der Nähe ist, zum Beispiel bei einer Urlaubsreise, gibt es dann Medikamente zur Selbstbehandlung eines Schlaganfalls?

Nein, die gibt es nicht. Und nur ein Facharzt kann herausfinden, ob ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung oder ein Gerinnsel ausgelöst wurde. Deshalb kann die Einnahme von Aspirin, welches blutverdünnend wirkt, auch tödlich sein - wenn die Ursache eine Hirnblutung ist.

Was sind Risikofaktoren für einen Schlaganfall?

Rauchen und Diabetes erhöhen das Risiko jeweils um das Zwei- bis Dreifache, Bluthochdruck sogar um das Zwölffache. Weitere Risikofaktoren sind erhöhte Blutfette, Übergewicht, Bewegungsmangel, der Konsum von Alkohol und Drogen sowie die Einnahme der Pille.

Wie kann man dem Schlaganfall vorbeugen?

Wichtig ist, auf eine gute Einstellung des Blutdrucks zu achten. Als Idealwert gilt 130/80. Das bedeutet, regelmäßig den Blutdruck zu kontrollieren, einen erhöhten Blutdruck zu senken und verordnete Medikamente regelmäßig einzunehmen. Außerdem sollte man für ausreichende körperliche Bewegung sorgen.

Ist ein Schlaganfall eine Frage des Alters?

Nein. 20 Prozent der Patienten, die mit einem Schlaganfall im UKE behandelt werden, sind unter 45 Jahre alt. Generell trifft es Männer genauso wie Frauen - das Vorurteil, Schlaganfall sei nur ein Problem von alten Männern, stimmt also nicht.

Der Info-Bus der Arbeitsgemeinschaft "Hamburg gegen den Schlaganfall" steht an diesem Sonnabend von 11-16 Uhr auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz (City). Neben Informationen bieten Experten auch einen Risiko-Check an.