Aids-Pionier hält Entwicklung eines Impfstoffs für möglich

Hamburg/Wien. Der US-Forscher Anthony Fauci, einer der renommiertesten Aids-Experten weltweit, hält einen Durchbruch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen die Immunschwächekrankheit für möglich. Nach einer Serie vielversprechender Forschungsergebnisse sei er inzwischen "sehr viel zuversichtlicher, dass wir letzten Endes einen Impfstoff haben werden", sagte Fauci vor der fünftägigen Welt-Aids-Konferenz, die gestern in Wien begonnen hat. Die Entwicklung eines Impfstoffs könnte freilich noch Jahre dauern. Der Aids-Pionier sprach von "bedeutenden Fortschritten" nach Jahrzehnten vergeblicher Bemühungen. Inzwischen zeichne sich viel klarer ab, in welche Richtung die Wissenschaft gehen müsse, um zum Ziel eines Impfstoffs gegen das HI-Virus zu kommen.

Anlässlich der Konferenz haben SPD und Grüne die Aids-Politik des Gesundheitsministers Philipp Rösler scharf kritisiert. "Gerade Schwarz-Gelb stellt sich in Sachen Aids-Politik gern als Musterschüler dar", sagte Grünen-Chefin Claudia Roth dem Hamburger Abendblatt. Röslers Aktionsplan zur Bekämpfung von HIV und Aids klinge ambitioniert, aber bei der konkreten Umsetzung gebe es viele Schwachstellen, sagte Roth. "Das Bundesgesundheitsministerium hat es auch unter Philipp Rösler versäumt, den Fachausschuss aus Vertretern von NGOs und Experten wieder einzusetzen", sagte die Vorsitzende der Grünen.

Auch der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, greift Rösler scharf an: "Der Gesundheitsminister hat gesagt, er würde HIV zum Thema seiner Amtszeit machen. Damals hat mich das beeindruckt. Doch seitdem ist absolut nichts passiert", sagte Lauterbach dem Abendblatt. "Der Minister lässt viele Jugendliche ins offene Messer laufen", sagte Lauterbach weiter. Was die deutsche Gesellschaft benötige, sei ein Neustart für die Aufmerksamkeit von Aids. "Wir brauchen mehr Aufklärung schon bei Kindern in der Schule, aber auch in Swinger-Milieus und der Homosexuellen-Szene", so der Gesundheitsexperte der SPD.

Vor allem dürfe Aids in Deutschland nicht aufgrund der besseren Behandlungsmöglichkeiten verharmlost werden, so Lauterbach. Er warnte davor, die Gefahr der Immunschwächekrankheit zu unterschätzen. "Junge Menschen wähnen sich in Sicherheit, weil es Medikamente gegen die Krankheit gibt. Doch sie unterschätzen, wie stark die Medikamente die Lebensqualität einschränken."

In Deutschland lebten Ende 2009 nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 67 000 HIV-Infizierte oder Aidskranke. Weltweit sind derzeit mehr als 33 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, allein 22 Millionen davon im südlichen Afrika. Jährlich sterben rund zwei Millionen Menschen an der Krankheit.

Hilfsorganisationen befürchten nun, dass im Zuge der Finanzkrise die Industrienationen weniger Geld für Aufklärungs- und Gesundheitsprogramme weltweit bereitstellen. Der Globale Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose brauche aber für die kommenden drei Jahre mindestens 20 Milliarden US-Dollar, hob die internationale Aidshilfe-Organisation Icaso hervor.

Auch die Grünen-Chefin warnte davor, die Finanzkrise auf dem Rücken der mit HIV infizierten und an Aids erkrankten Menschen auszutragen. "Auch die Bundesregierung darf ihre Mittel zur weltweiten Bekämpfung von AIDS/HIV nicht kürzen. Hier erwarten wir ein klares Signal bei der Welt-Aids-Konferenz in Wien", sagte Roth. Die Bundesregierung müsse endlich Druck machen auf die Länder in Osteuropa, um dort notwendige Selbsthilfestrukturen gegen eine weitere Ausweitung von Aids zu etablieren.