Die Ärzte im Albertinen-Krankenhaus können Geschwülste bis bis zu einer Größe von fünf Zentimetern jetzt mit Strom “verdampfen“.

Hamburg. Fast jede zweite Frau unter 40 Jahren hat Myome an der Gebärmutter. Diese gutartigen Tumoren können Blutungen und Schmerzen verursachen, insbesondere dann, wenn sie in die Höhle der Gebärmutter hineinwachsen. "In solchen Fällen raten wir dazu, die Myome zu entfernen", sagt Dr. Ingo von Leffern. Der Chefarzt der Gynäkologie im Albertinen-Krankenhaus wendet eine neue Methode an, mit der diese Wucherungen über elektrischen Strom "verdampft" werden, die sogenannte Plasma-Vaporisation.

Sie funktioniert über eine bipolare Elektrode mit einem Fuß, durch den hoch energetischer Strom fließt. Er geht aber nicht ins Gewebe, sondern erhitzt das Gas um die Elektrode herum. Dadurch entsteht ein sogenanntes Plasma, ein hoch energetischer Gaszustand, mit dem das Gewebe verdampft werden kann. Diese Methode ist vor einem Jahr auf den Markt gekommen und wurde ursprünglich eingesetzt für die Vaporisation von gutartigen Wucherungen der Prostata.

"Wir haben die Vaporisation erstmalig in die Gynäkologie transportiert und in Verbindung mit einer Gebärmutterspiegelung eingesetzt. Damit kann man Polypen und Myome abtragen, das Gewebe löst sich in der Spülflüssigkeit auf und muss nicht extra entfernt werden", erklärt von Leffern. Damit behandelt werden können Myome bis zu einer Größe von fünf Zentimetern, die in der Höhle der Gebärmutter wachsen oder dicht unter der Schleimhaut liegen. Weil es bei dieser OP nicht blutet, können die Gynäkologen damit auch größere Myome in einem Eingriff entfernen, die früher zwei Operationen nötig machten. Und sie können damit Patienten behandeln, die schwere Grunderkrankungen haben und deshalb Medikamente einnehmen müssen, die die Blutgerinnung hemmen.

Mit Komplikationen ist vor allem dann zu rechnen, wenn das Myom groß ist und bei seiner Entfernung eine große Wundfläche entsteht, über die Spülflüssigkeit in den Körper gelangen und den Kreislauf belasten kann. "Dieses Risiko besteht vor allem dann, wenn die OP sehr lange dauert. Das ist aber extrem selten", sagt von Leffern. Er rechnet damit, dass ein solcher Eingriff auch in Zukunft höchstens eine halbe Stunde dauern wird. Bislang hat er drei Frauen mit dieser Methode operiert, will sie aber als Standard-OP in seinem Myom-Zentrum einführen. Dies hat er an der Asklepios-Klinik Nord gegründet und bei seinem Wechsel an das Albertinen-Krankenhaus mit in die dortige Klinik übernommen.

Dort wird auch ein weiteres noch relativ neues Verfahren angewandt - eine Alternative zur Operation und ohne Vollnarkose: Bei dieser sogenannten Embolisation wird über die Leiste ein Katheter bis in die Blutgefäße vorgeschoben, die das Myom versorgen. Dann werden diese Blutgefäße mit winzigen Vinyl-Alkohol-Partikeln verstopft und damit die Blutzufuhr abgeschnitten. Das Gewebe geht zugrunde und wandelt sich in eine Narbe um, erklärt von Leffern. Mit diesem Verfahren könne man zwar die Myome nicht entfernen, "aber sie schrumpfen, und bei 80 Prozent der Patientinnen sind danach die Beschwerden verschwunden".

Gerade ist von Leffern von einer Konferenz in München zurückgekehrt, auf der sich Experten jährlich treffen, um die Behandlungsmöglichkeiten mit dieser Methode zu erörtern. "Dieses Jahr hat sich nicht viel Neues ergeben, aber wir haben festgelegt, dass mit der Embolisation nach wie vor keine Frauen behandelt werden sollen, die noch schwanger werden wollen, weil es dazu noch keine ausreichenden Erfahrungen gibt. Aus Studien wissen wir, dass weltweit 330 Frauen nach einer solchen Embolisation schwanger geworden sind und dass bei ihnen das Risiko von Komplikationen während der Schwangerschaft etwas erhöht ist", sagt von Leffern.

Das Verfahren ist mittlerweile in der Gynäkologie etabliert. Von Leffern hat die Methode 2002 nach Hamburg geholt und damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Er geht davon aus, dass er im Albertinen pro Jahr 20 bis 30 solcher Eingriffe durchführen wird, Tendenz steigend.