Die Sorge um den Arbeitsplatz führt in Hamburg häufig zur Krankschreibung. Das zeigt eine Datenanalyse der DAK.

Hamburg. Probleme beim Einschlafen, nachts immer wieder wach werden und sich am nächsten Tag wie gerädert fühlen - rund 100 000 Erwerbstätige in Hamburg leiden unter schweren Schlafstörungen, die dreimal oder häufiger in der Woche auftreten und sich auch auf den Beruf auswirken. Das ergab der DAK-Gesundheitsreport 2009 für Hamburg, der seinen Schwerpunkt in diesem Jahr auf das Thema "Schlafstörungen" gelegt hat und gestern vorgestellt wurde. "Eine immer flexiblere Arbeitswelt und die zunehmende Globalisierung verändern die Arbeits- und Erholungszeiten. Das hat deutliche Auswirkungen auf den Schlaf der Menschen", sagte Regina Schulz, Hamburger Landeschefin der DAK.

Nach einer Umfrage der Krankenkasse unter 200 Hamburgern im Alter zwischen 35 und 65 Jahren gab jeder Zweite an, dass er in den vergangenen drei Monaten manchmal oder häufiger unter Schlafstörungen gelitten habe. Als Ursache nannten 40 Prozent der Befragten Stress und Belastungen. Jeder Vierte findet nachts keine Ruhe, weil er von Sorgen und Ängsten gequält wird, und bei jedem Fünften stört Schichtarbeit die Nachtruhe. Weitere Ursachen sind Schmerzen und Lärm in der Umgebung. Zudem treten Schlafprobleme auch infolge von anderen Gesundheitsproblemen auf, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Schlafstörungen sind aber mehr als nur ein lästiges Problem. "Denn Menschen, die übermüdet arbeiten, leisten weniger und verursachen mehr Unfälle", sagte Regina Schulz. Auch Experten, die von der DAK befragt wurden, wiesen darauf hin, dass chronische Schlafstörungen die Gesundheit beeinträchtigen und zum Beispiel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen erhöhen.

"Und Frauen sind von Schlafstörungen wesentlich häufiger betroffen als Männer", sagte Prof. Heinrich Becker, Leiter der 2. medizinischen Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin in der Asklepios-Klinik Barmbek. Doch längst nicht alle Betroffenen wenden sich damit an ihren Arzt. "Viele Patienten sagen ihrem Arzt nichts von der Schlafstörung und Ärzte fragen nicht danach." Auch die Datenanalyse der DAK zeigt, dass 2009 nur bei 3,3 Prozent ihrer Versicherten die Diagnose einer Schlafstörung gestellt wurde. Um ihre Schlafprobleme in den Griff zu bekommen, nehmen viele Betroffene Medikamente. Die Experten, die von der DAK befragt wurden, kamen zu dem Schluss, dass Schlafmittel teils zu häufig, zu lange und ohne genaue Diagnosestellung verordnet werden, mögliche Risiken wie die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeit nicht hinreichend bedacht werden und die "Beachtung sinnvoller verhaltensmedizinischer Alternativen" häufig unterbleibt.

Wegen einer Schlafstörung krankgeschrieben wurden nur 0,25 Prozent der Versicherten. Damit wirken sich Schlafstörungen kaum auf den Krankenstand in Hamburg aus, der laut dem DAK-Bericht 2009 in Hamburg im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent auf 3,2 Prozent gestiegen ist, aber immer noch unter dem Bundesdurchschnitt (3,4 Prozent) lag. Der einzelne Krankheitsfall dauerte in Hamburg mit durchschnittlich elf Tagen etwa genauso lange wie im Bundesdurchschnitt. Der höchste Krankenstand der DAK-Mitglieder war in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen zu beobachten. Am seltensten krank waren Berufstätige bei Banken und Versicherungen und im Bereich Bildung, Kultur und Medien.

Am häufigsten krankgeschrieben wurden DAK-Versicherte wegen Erkrankungen der Atemwege, die im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen sind. "Dabei spielte allerdings die Schweinegrippe keine Rolle, sondern vor allem die normale saisonale Grippe", sagte Hans-Dieter Nolting vom Berliner Iges-Institut, das den Bericht für die DAK erstellt hat. An zweiter Stelle der Krankschreibungen standen Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems.

Und an dritter Stelle folgten die psychischen Erkrankungen, die weiterhin zunehmen und in Hamburg im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent gestiegen sind: 2008 wurden 152 Krankheitstage pro 100 Versicherte ermittelt, 2009 waren es bereits 179. Zudem lag die Zahl der Fehltage in Hamburg um 34 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Die Zunahme psychischer Krankheiten ist auch in anderen Großstädten wie Berlin und Bremen zu beobachten.

"Mehr Prävention vor psychischen Erkrankungen wird gerade in Metropolen zur Schlüssel-Aufgabe für Gegenwart und Zukunft", betonte Schulz. "Wenn Menschen lernen, chronischen Stress besser zu bewältigen, kommt es seltener zu seelischen Krankheiten."

Es sei dabei aber auch zu berücksichtigen, dass die Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen allgemein gestiegen ist, ergänzte Nolting. Von Ärzten würden diese Krankheiten eher festgestellt und von Patienten besser akzeptiert.