Wiesbaden. Der Klimawandel mit zunehmend wärmeren Temperaturen wirkt sich auf die Vegetation aus. Das kann wiederum Folgen für die Gesundheit haben - etwa wenn sich allergene Pflanzen ausbreiten. Besondere Vorsicht ist bei Ambrosia-Pflanzen geboten.

Hessische Experten warnen wegen möglicher Allergien vor einer weiteren Ausbreitung der wärmeliebenden Ambrosia-Pflanze. "Sie wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem", sagt Aljoscha Kreß vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden.

Die Pollen der Beifuß-Ambrosie könnten bei sensibilisierten Menschen schwerwiegende Atemwegsallergien bis hin zu Asthma auslösen. Die Pflanze profitiere von der menschengemachten Klimaerwärmung.

Ursprünglich stammt die Ambrosia artemisiifolia (Beifußblättriges Traubenkraut), so der wissenschaftliche Name, aus Nordamerika. Sie sei "ein Neubürger mit besonderer Gesundheitsgefahr", urteilt das Julius-Kühn-Institut, eine Forschungseinrichtung des Bundes. "Auch Menschen, die sonst nicht allergisch auf Pollen reagieren, können eine Allergie entwickeln." Dabei reichten schon geringe Konzentrationen von fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft aus, um einen allergischen Anfall auszulösen.

Pollenflugsaison durch Ambrosia

Die Pflanzen können bis zu etwa zwei Meter groß werden, die meisten Exemplare sind aber weniger als einen Meter hoch. Ihre Blütezeit ist von Juli bis Oktober. Damit verlängern sich Pollenflugsaison und Pollenkonzentration insgesamt. Das kann eine längere Leidenszeit im Jahr für Allergiker bedeuten. "In privaten Gärten findet man sie vor allem unter Vogelfutterplätzen", erläutert das Julius-Kühn-Institut. Das liege daran, dass Vogelfutter mit Ambrosia-Samen verunreinigt sein kann.

"Um die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen, sind alle gefragt", heißt es beim Internetauftritt des Umweltbundesamtes . Wer Ambrosia-Bestände sichtet, sollte dies dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt melden. "Wer die Pflanze auf eigenem Grund und Boden antrifft, kann selbst aktiv werden", erklärt die Behörde.

Die Pflanze sollte am besten noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen ausgerissen werden. Eine blühende Ambrosia gehöre wegen der Gefahr der Weiterverbreitung nicht in Kompost, Biotonne oder Grünabfuhr, sondern, in einem Plastikbeutel verpackt, in den Restmüll.

Verschiedene Meinungen bei gesundheitlicher Bedrohung

Was die Bedrohung durch Ambrosia angeht, gibt es in der Wissenschaft durchaus verschiedene Meinungen. Es sei nicht bewiesen, das ihre Pollen ein besonders starkes Allergen seien, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, Karl-Christian Bergmann, in Berlin.

Die Allergene stimmten zu mehr als 80 Prozent mit der Schwesterpflanze, dem Beifuß überein. Es ist aus Sicht des Professors schwer zu unterscheiden, auf welche Pollen genau ein Patient reagiere. Patienten mit Ambrosia-Allergie seien extrem selten.

Ganz anders lautet die Einschätzung des Präsidenten des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, Ludger Klimek, in Wiesbaden: "Wir sehen immer mehr Allergiker." Besonders gefährdet seien alle Menschen, die auch schon andere Atemwegsallergien haben. Ambrosia-Pollen seien "besonders klein und hoch aggressiv".

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