Malberg. Wer im Sommer durch landwirtschaftliche Regionen fährt, sieht oft ein einheitliches Bild: Maisfelder ohne Ende. Das Getreide ist vielfältig. Ein Plädoyer dafür, Mais auch in Gärten anzubauen.

Mais wird heute überwiegend als Tierfutter und für die Produktion von Biogas angebaut. Oft habe er durch die "Vermaisung" der Landschaft sowie den recht hohen Dünger- und Pestizideinsatz im professionellen Anbau keinen guten Ruf in der Bevölkerung.

Dabei war das Getreide, das ursprünglich aus Mexiko stammt, einst Nahrung für Menschen, sagt Sibylle Maurer-Wohlatz vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Sie plädiert dafür, das Getreide wieder zurück in die Gärten zu holen.

Sortenvielfalt zeigt sich auch in Farben und Formen

Mit dieser Idee ist nicht allein: Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzen (VEN) hat den Mais als Gemüse des Jahres gekürt. "Es gilt eine große Vielfalt an verschiedenen Maisformen zu erhalten", sagt Christiane Wagner, Gärtnerin aus Malberg, die Mitglied im Verein ist.

Die Vielfalt der alten Kulturpflanze, die mit dem Seefahrer Christof Kolumbus im 15. Jahrhundert von Südamerika nach Spanien gelangte, ist sichtbar. Die Farbpalette der Kolben reicht von Weiß über Gelb und Ocker, bis hin zu Violett, Blau und fast Schwarz. "Die Kolben sind getigert, gepunktet oder gefleckt in diesen Farben", sagt Wagner.

Typischerweise ist die Form der Kolben länglich, es gebe aber auch kugelige Varianten. Die Pflanzenhöhen variieren zwischen 80 und 300 Zentimetern. Insgesamt gibt es mehrere tausend Sorten.

Weichmais, Zuckermais, Perlmais

Diese Sorten haben Experten je nach Nutzen in verschiedene Gruppen eingeteilt. Zum Hartmais zählen die ersten nach Europa gelangten Maissorten. "Daraus kann Mehl und Polenta hergestellt werden", erläutert Wagner. Heutzutage ist er auch als Tierfutter beliebt.

Weichmais enthält sehr viel Stärke. In Südamerika hat er große Bedeutung als Nahrungsmittel - man kann ihn leicht mahlen und aus dem Mehl Tortilla, Taco und Enchillada zubereiten. Als besondere Sorte dieser Gruppe nennt Maurer-Wohlatz den 'Mouché de Peru'. Bei diesem getüpfelten Peruanischen Mais sind die Körner am langen Kolben cremeweiß, blau, rostrot und schwarz gesprenkelt.

"Hinter dem Begriff Perlmais verbirgt sich der sogenannte Popcornmais", sagt Wagner. Das einzelne Korn ist sehr hart und beim Erhitzen vergrößert sich das Volumen so stark, dass die Schale gesprengt wird. Als Knabberei ist dieser Mais sehr beliebt.

Eine weitere Gruppe ist der Zuckermais. Ihn verzehrt man am besten unreif. So sind die Körner weich und schmecken sehr süß, weil diese Maissorten den enthaltenen Zucker nicht in Stärke verwandeln können.

Auf sandig-lehmige Böden in Reihen pflanzen

Die Kultur beginnt frühestens Ende April. "Voraussetzung ist, dass sich der Boden bereits erwärmt hat", erläutert Maurer-Wohlatz. Anderenfalls kann es zu Wurzelfäule kommen. Im Sommers braucht Mais viel Wasser. Er gedeiht an einem sonnig warmem Standort am besten.

Mais ist zudem ein Starkzehrer. Der Boden sollte also reich an Nährstoffen sein. "Vor der Aussaat oder Pflanzung wird Kompost gut eingearbeitet", erklärt Maurer-Wohlatz, Vorstandsmitglied des BUND Region Hannover. Vorteilhaft sind sandig-lehmige Böden, weil sich durch die tiefgründige Durchwurzelung eine gute Standfestigkeit ergibt. Ideal ist ein pH-Wert von 5,5 bis 7.

Der Mais wird in Reihen gesät - mit zehn Zentimetern Abstand und 60 Zentimetern zwischen den Reihen. Nach der Keimung lichtet man die Reihen, so dass die Pflanzen mit 30 Zentimetern Abstand stehen. Wer den Mais auf der Fensterbank vorkultiviert, kann ihn direkt mit 30 Zentimetern Abstand pflanzen.

Am besten pflanzt man Mais als Block. "Der Vorteil des Blockanbaus besteht in der besseren Befruchtung", sagt Maurer-Wohlatz. Denn die männlichen Blütenstände befinden sich an der Spitze der Pflanze und den blühenden Seitentrieben - und sind so von den weiblichen getrennt. Diese bauen sich seitlich an den Sprossen entlang auf.

Ein perfektes Trio für den Anbau und Verzehr

Ideale Partner für den Mais sind Kartoffeln, Zucchini und Salat. In Südamerika hat zudem eine Mischkultur mit dem Namen "Milpa" Tradition - auch drei Schwestern genannt. "Sie besteht aus der Kombination von Bohnen oder anderen Hülsenfrüchtlern, Mais und Kürbis."

Maurer-Wohlatz erklärt: Die Hülsenfrüchtler gehen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein und können so Stickstoff aus der Luft binden. Überschüsse geben sie an den Mai weiter.

Der Mais lockt Bodenpilze an und macht Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten für die Pflanzen verfügbar. Der Kürbis bedeckt mit ausgedehnten Ranken den Boden und sorgt so für Schutz. Das Trio sei auch perfekt für eine ausgewogene Ernährung: Denn Mais liefert Kohlenhydrate, Hülsenfrüchtler sind eiweißreich und Kürbis hat laut Maurer-Wohlatz reichlich Vitamine.

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