Weinheim. Die Evolution hat manchen Zwiebelblühern Vorteile gegenüber anderen Pflanzen gegönnt: Sie treiben früher aus. So müssen sie sich Licht, Raum und Nährstoffe nicht mit anderen teilen.

Nur die Harten kommen in den Garten, heißt es so schön. Die allerhärtesten Zwiebelpflanzen erblühen sogar so früh im Jahr und schlagen dem Winter ein Schnippchen, dass man an den Frühling denken mag, obwohl manchmal noch Schnee liegt.

Das können sie, weil die Evolution ihnen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Pflanzen gegönnt hat. Schneeglöckchen (Galanthus), Krokusse (Crocus) und unter anderem Winterlinge (Eranthis) sind sogenannte Geophyten - wortwörtlich übersetzt also Erdpflanzen. Diese Pflanzen bilden Speicherorgane mit Energiereserven unter der Erdoberfläche.

"So können diese kleinen Pflanzen ungünstige Zeiten überdauern", erklärt Prof. Cassian Schmidt vom Staudensichtungsgarten Hermannshof in Weinheim (Baden-Württemberg). Gleichzeitig können sie schnell ihre Blüte starten, wenn die Witterungsbedingungen günstig werden. Daher seien sie in der Lage, mit einem guten Vorsprung vor den anderen Pflanzen auszutreiben.

Strategie zur Vermeidung von Stress und Konkurrenz

Die Frühlingsgeophyten haben eine Strategie zur Vermeidung von Stress und Konkurrenz, sagt die Gartenplanerin Anja Maubach aus Wuppertal. "In den Knollen unter der Erde wird Energie gespeichert und sobald Feuchtigkeit oder Wärme ausreichend sind, beginnt das Leben."

Sie werden aber auch gerne als Wald- oder Gehölzgeophyten bezeichnet, denn natürlicherweise wachsen sie an solchen Standorten. Die Bedingungen dort zwingen sie zum frühen Austrieb. Denn nach und nach bildet sich im Frühjahr das Blattwerk an den Bäumen und lässt kaum noch Licht und Feuchtigkeit in die bodennahen Schichten. Zu diesem Zeitpunkt sind Winterlinge, Schneeglöckchen, Märzenbecher (Leucojum) und Co. aber schon verblüht und ihr Laub wird gelb.

Tulpen brauchen es im Sommer heiß

Eine andere Gruppe bilden die Steppengeophyten. Ihre Zwiebeln sind der Überlebensgarant in trockenen, heißen Sommermonaten. "Zu dieser Gruppe zählen Tulpen (Tulipa) und auch viele Zierlaucharten (Allium)", sagt Schmidt. Für die Kultur ist es wichtig, dass sie im Sommer "backen", also es richtig trocken und heiß haben.

Wichtig für Hobbygärtner: "Wer im Garten eine automatische Bewässerung installiert hat, arbeitet gegen diese Steppenpflanzen", betont Anja Maubach. Denn Feuchtigkeit im Boden schadet den Zwiebeln.

Die dritte Gruppe häufig im Garten verwendeter Geophyten sind die Wiesengeophyten. Dazu gehören unter anderem Narzissen (Narcissus) und Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris). Sie stehen in Konkurrenz zum Gras, das ist Sommermonaten hochwächst und sie verdrängen würde.

Frühblüher mit spättreibenden Stauden kombinieren

Die Strategie aller Geopythen, Konkurrenz zu vermeiden, bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Geophyten empfindlich auf Konkurrenz reagieren, ergänzt Cassian Schmidt. Sie wollen in der Phase des Wachstums die Fläche für sich - genauso wie Wasser, Nährstoffe und Licht. "Storchschnäbel (Geranium) sind keine guten Partner, weil sie bereits früh viel Laubmasse bilden", nennt der Gartendirektor ein Negativbeispiel.

"Ich rate als Kombination zu den Frühlingsgeophyten in erster Linie zu spätaustreibenden Stauden", sagt Schmidt daher. Etwa nordamerikanische Präriestauden wie die Sonnenbraut (Helenium) und das Sonnenauge (Heliopsis) sowie die Rutenhirse (Panicum) lassen es im Frühjahr langsam angehen. "Eine ideale Kombination sind auch Taglilien (Hemerocallis) und Narzissen oder Märzenbecher und Funkien", ergänzt Schmidt.