Ein- bis zweimal im Monat tauscht Zahnarzt Dr. Urs Kühne seine modernen Praxisräume in Hamburg-Bahrenfeld gegen einen engen Behandlungsraum auf vier Rädern. Im Zahnmobil der Caritas versorgt er Menschen, die trotz quälender Schmerzen in keine Praxis gehen können. Sie haben keine Krankenversicherung und leben auf der Straße. Für sie ist er ehrenamtlich da.

An festgelegten Terminen in der Woche parkt das Zahnmobil vor unterschiedlichen Einrichtungen der Obdachlosenhilfe. Ausgestattet ist die rollende Mini-Praxis mit einem Behandlungsstuhl und den wichtigsten Instrumenten zur Zahnbehandlung. Unterstützt werden die ehrenamtlich tätigen Zahnärzte wie Urs Kühne von einer Zahnarzthelferin und dem Fahrer des Wagens, der mit den vor dem Auto wartenden Patienten Vorgespräche führt. „Wir können Zahnfüllungen machen, müssen aber auch oft Zähne ziehen“, sagt Urs Kühne. Weil es kein Röntgengerät gibt, verlässt er sich bei seiner Arbeit auf seine Erfahrung.

Und die besitzt der 55-Jährige reichlich, vor seinem Studium machte er eine Ausbildung zum Zahntechniker. „Nach 20 Jahren in der zahnmedizinischen Versorgung hatte ich das Gefühl, das kann nicht alles sein“, so der zweifache Vater. Zuerst dachte er daran, in die Entwicklungshilfe zu gehen. Dann stieß er auf das Angebot der Caritas. „Ich wollte meine Qualifikation für Menschen einsetzen, die absolut hilfsbedürftig sind“, sagt der gebürtige Schweizer. Seine freiwillige Arbeit ist für ihn eine „Herzensangelegenheit“, ein Gebot der Menschlichkeit. „Jeder kann in die Situation kommen, in der er Hilfe benötigt, dann braucht unsere Gesellschaft Menschen, die sich engagieren“, sagt Kühne. Bei der Arbeit im Zahnmobil wird die Verständigung manchmal zur Hürde, denn viele Patienten stammen aus dem Ausland. „Was mich immer wieder erschreckt, sind die vielen jungen Menschen, darunter etliche Flüchtlinge, die auf der Straße leben“, sagt Kühne. Aber auch Deutsche, die nach einer gescheiterten Selbstständigkeit keine Krankenversicherung mehr haben, gehören zur Klientel. Allen begegnet Kühne mit Mitgefühl und Respekt. Nach der Behandlung sind viele Patienten „unendlich dankbar, dass ihnen so schnell und unbürokratisch geholfen wurde“. Und das ist für Urs Kühne der schönste Lohn.