Architektonisch ein großer Wurf ist die 1951 erbaute und 2008 grundlegend umgestaltete und erweiterte Messe im Herzen der Stadt zwischen Planten un Blomen und Karoviertel

Wo genau Hamburgs erste Messe in den Pfingsttagen des Jahres 1365 abgehalten wurde, lässt sich heute nicht mehr exakt rekonstruieren; vermutlich auf dem Marktplatz vor dem ehemaligen Rathaus an der Trostbrücke. Der heutige Standort der Hamburg Messe und Congress (HMC) im Herzen der Hansestadt ist nicht zu übersehen.

Das öffentliche Interesse war beachtlich, als 1951 die 6400 Quadratmeter große Ernst-Merck-Halle eröffnet wurde – Keimzelle eines prosperierenden Ausstellungsgeländes. Neben Messen und Ausstellungen fanden darin auch Publikumsveranstaltungen für bis zu 6000 Zuschauer statt: Boxkämpfe ebenso wie die legendären Konzerte von Bill Haley, den Beatles oder den Rolling Stones.

In den frühen 1960er-Jahren boomte das Messewesen, die vorhandene Fläche reichte schon bald nicht mehr aus. Kontinuierlich wurden auf dem „Messegelände an der Jungiusstraße“ (heute: St. Petersburger Straße) weitere Bauten errichtet. Bis 1971 wuchs die Ausstellungsfläche auf rund 50.000 Quadratmeter, in den 1980er-Jahren wurde sie auf 64.000 Quadratmeter in zwölf Hallen vergrößert.

Ihr aktuelles Gesicht verdankt die Neue Messe Hamburg einer 2008 abgeschlossenen grundlegenden Umgestaltung und Erweiterung nach den Plänen des renommierten Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven. Zur Umsetzung des neuen Raumkonzeptes wurden aus dem bis dahin vorhandenen Sammelsurium verschiedener Epochen acht Hallen abgerissen und durch drei große, moderne ersetzt.

Gleichzeitig erschloss man nördlich der Karolinenstraße eine weitere Fläche für vier neue Hightech-Hallen. In das zur Straße hin großflächig verglaste Ensemble mit dem markanten Dach wurde auch das denkmalgeschützte Backsteingebäude des ehemaligen Elektrizitätswerks integriert. Eine glasumhüllte Fußgängerbrücke verbindet das ursprüngliche Messegelände mit der westlichen Erweiterungsfläche.

Städte wie Leipzig oder München haben im Zuge der Modernisierung ihre Messe an die Peripherie verlagert. Hamburg entschied sich dagegen – und stärkte den Ausbau des innerstädtischen Standorts. Vor allem die unmittelbare Nachbarschaft zum Congress Center Hamburg war ein entscheidendes Argument für einen Verbleib der Hallen im Karoviertel. Kritiker dieser stadtplanerischen Festlegung bedauern allerdings bis heute die versäumte Chance, an eben dieser Stelle urbanen Wohnungsbau zu realisieren. „Die zentrale Lage der Hamburg Messe in der Stadt ist etwas Besonderes“, betont Oberbaudirektor Jörn Walter. Und weil die Neue Messe Hamburg nun unverrückbar „in den Grundriss der Hansestadt eingewoben“ ist, resultiert hieraus für den Messe- und Kongressbetrieb nahezu ein Alleinstellungsmerkmal.

Mit ihrem Entwurf wurde die städtebauliche Einbindung der Messe noch gestärkt: Der vorgelagerte Gang für Besucher verleiht der Messe jetzt ein Gesicht zur Stadt. Die Hallen mit ihrer Tonnenform nehmen die Maßstäblichkeit der Gründerzeithäuser im Karolinenviertel auf und integrieren sich so ins Stadtbild. Ingenhoven: „Außerdem bilden die Hallen zur Karolinenstraße im Gegensatz zum alten Messegelände keine eckigen, zueinander versetzten Hallen, sondern Bögen, die mit ihrem Schwung den Fernsehturm städtebaulich wunderbar einspannen.“

Das Erscheinungsbild repräsentiert aber nur einen Teil der Neuen Messe – die Funktionalität ist ein mindestens ebenso bedeutender Faktor. Auf den beiden heute mit A (neu) und B (alt) bezeichneten Geländeteilen stehen in elf Hallen 87.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, weitere 6000 Quadratmeter bietet der Außenbereich. Um diese Flächen für Veranstaltungen wirtschaftlich bestücken zu können, ist eine reibungslos funktionierende Logistik vonnöten. Optimale Voraussetzung dafür schaffen die breiten Logistikhöfe zwischen den Messehallen; sie tragen zu kurzen Auf- und Abbauzeiten bei. Ein für Lkw befahrbarer Tunnel verbindet A- und B-Gelände unterhalb der Karolinenstraße. Dies entlastet den Straßenverkehr und beschleunigt die Messeabläufe.

Zum Raumprogramm der Messehallen gehören Gastronomiebereiche, Konferenzräume, ein Geschäfts- und Pressecenter sowie eine VIP-Lounge. Autofahrern stehen 2000 überdachte Parkplätze zur Verfügung. „Die Neue Messe verleiht unserer Metropole auf eindrucksvolle Weise Gesicht und Gestalt“, sagt Messe-Geschäftsführer Bernd Aufderheide. „Im Herzen Hamburgs ist sie internationaler Treffpunkt und Blickfang zugleich.“