Innovation und Umwelt gehören zusammen – wenn man es richtig macht

Hermes sind Ratschläge vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) mehr als willkommen. Seit 2010 arbeitet der Paketdienst mit dem Nabu eng zusammen. Dabei geht es auch um biologische Vielfalt: „Zuletzt haben wir an 18 neuen Hermes-Standorten gemeinsam die Bepflanzung von Ausgleichsflächen naturfreundlich gestaltet, Nistmöglichkeiten für Vögel geschaffen und Insektenhotels realisiert“, sagt Dr. Philip Nölling, Geschäftsführer der Hermes Logistik Gruppe Deutschland, die ihren Sitz in Hamburg hat.

Biodiversität ist nicht nur ein Thema für Naturschutzgebiete, öffentliche Grünanlagen oder private Gärten. Auch Gewerbe- und Industrieflächen, die absehbar nicht dauerhaft für betriebliche Zwecke benötigt werden, sind geeignet. Deshalb haben die Behörde für Stadtentwicklung (BSU), die Handelskammer und der Nabu im Sommer vergangenen Jahres das Projekt „UnternehmensNatur Hamburg“ aus der Taufe gehoben. Inzwischen ist es auch Teil der bundesweiten Aktionsplattform „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“.

Das Engagement der Firmen, zu denen auch das Mercedes-Benz-Werk Hamburg gehört, ist freiwillig. „Ein vertrauensvoller Umgang aller Beteiligten untereinander ist erforderlich, damit Betriebe diesen Schritt gehen. Wir reden hier über Firmeneigentum. Betriebliche Belange müssen gewahrt bleiben“, sagt Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Die Initiative ist ganz nach dem Geschmack der Kammer. Nachhaltige Umwelt- und Klimapolitik hat einen festen Platz in ihrem Leitbild. Dabei sollten die Belange von Ökonomie und Ökologie aber immer miteinander im Einklang stehen. „Es ist unsere Überzeugung, dass freiwilliges Engagement mehr bewirkt als gesetzliche Regelungen“, sagt Schmidt-Trenz.

Ein Beleg für diese These ist die UmweltPartnerschaft – seit zwölf Jahren die Hamburger Institution für kooperativen Umweltschutz in der Wirtschaft. Mehr als 1000 Unternehmen sind durch ihre freiwilligen Leistungen zu Partnern geworden, mehr als 4000 Firmen haben Beratungen in Anspruch genommen oder Förderungen für nachhaltige Investitionen genutzt.

Der Umweltpakt wurde 2013 um fünf weitere Jahre verlängert

Nachhaltiges Wirtschaften fördern, Modernisierung durch ökologische Innovationen: Der Umweltpakt zwischen Hamburger Senat, Handelskammer, Handwerkskammer, Unternehmerverband Hafen und Industrieverband Hamburg wurde 2013 um fünf weitere Jahre verlängert. Die beabsichtigte Verzahnung von Umweltschutz und wirtschaftlichem Erfolg gelingt an vielen Stellen – auch im Bereich der Energieversorgung.

Die Selbstverpflichtung des produzierenden Gewerbes in der Hansestadt, die jährlichen Emissionen des gefährlichen Treibhausgases Kohlendioxid zu reduzieren, ist Bestandteil der UmweltPartnerschaft und trägt Früchte. Jährlich 700.000 Tonnen CO2 wurden bereits eingespart, ab 2018 sollen es insgesamt 950.000 Tonnen werden.

2013 wurden in Deutschland gut 640 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt – ein Viertel davon stammt aus regenerativen Energien. Wichtigste Quelle für sauberen Strom ist die Windenergie. Hamburg hat sich hier längst zu einem der weltweit führenden Standorte entwickelt. Von Siemens bis General Electrics, von Repower Systems bis zu Vestas, Dong Energy, Areva oder Gamesa: 800 Betriebe mit rund 14.500 Beschäftigten haben sich in der Metropolregion angesiedelt. Zuletzt belegte die erfolgreiche Messe-Premiere der „WindEnergy Hamburg 2014“ die enorme Sogwirkung der Windhauptstadt Europas.

Erneuerbare Energien gehören zu den Clustern, die besonders im Fokus der Wirtschaftsförderung des Senats stehen. Dabei geht es nicht nur um Wachstumspotenziale: „Hamburg ist als Industriestandort mit eigenem hohen Verbrauch auch selber daran interessiert, Strom sicher, zu wettbewerbsfähigen Preisen, umweltfreundlich und klimaverträglich zu beziehen“, sagt Olaf Scholz. In diesem Punkt kann Hamburgs Erster Bürgermeister auf die volle Zustimmung der Wirtschaft und ihrer Interessenvertretungen setzen.

Ohnehin funken Handelskammer und Senat erstaunlich oft auf gleicher Wellenlänge. Nachhaltiges Wirtschaften erfordert ein hohes Maß an Innovationskraft. Hamburgs Industrie meistert den dafür notwendigen wissensbasierten Strukturwandel zwar bislang à la bonne heure. Der Anteil forschungsintensiver Industrieunternehmen liegt laut einer Studie des Hamburger WeltWirtschaftsInstituts deutlich über dem Bundesschnitt. Dennoch gibt es weiterhin eine Unwucht beim praxisnahen Wissens- und Technologietransfer. Das Potenzial regionaler Hochschulen und Forschungseinrichtungen wird nicht optimal abgeschöpft. Gleichwohl haben sich die Rahmenbedingungen dafür, dass Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammenfinden, in den vergangenen Jahren spürbar verbessert.

Dazu beigetragen hat sicherlich auch der Masterplan Industrie. Das Bekenntnis zum Industriestandort Hamburg wurde vom Senat, von der Handelskammer, dem Industrieverband und dem Deutschen Gewerkschaftsbund Nord vergangenes Jahr verlängert. „Ich bin von der Sinnhaftigkeit solcher Verabredungen zwischen Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmervertretungen zutiefst überzeugt, schaffen sie doch eine Plattform zur Kommunikation und Umsetzung gemeinsamer Anliegen mit hoher Verbindlichkeit“, sagt Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer. Nachhaltiges Wirtschaften braucht Vertrauen.