Anfang des 16. Jahrhunderts war Augsburg für Deutschland ungefähr so wichtig wie heute Frankfurt: eine Hochburg des Kapitals. Denn hier saßen die Fugger und Welser, die einen ausgedehnten Handel trieben und die Finanzwirtschaft fest im Griff hatten. Augsburg war eine prächtige Stadt mit Kirchen, Klöstern und stattlichen Bürgerhäusern. Die Stadt, deren Name sich ab 1530 mit der grundlegenden Bekenntnisschrift der lutherischen Kirchen, der Confessio Augustana oder dem „Augsburger Bekenntnis“, verbinden sollte, hat trotz der Kriegszerstörungen bis heute ein reizvolles altdeutsches Stadtbild bewahrt. Die Pracht dürfte Luther 1518 aber kaum beeindruckt haben. Schließlich kam er unfreiwillig und mit sehr gemischten Gefühlen. Vor dem mächtigen Kardinal Cajetan sollte er seine Lehre widerrufen. Als er sich weigerte, geriet der Kardinal außer sich und drohte dem Mönch unverhohlen mit den Worten: „Entweder widerrufst du oder du kommst nicht zurück.“ Luther beeilte sich, die Stadt zu verlassen. Im Karmeliterkloster St. Anna, in dem er während seines Aufenthalts untergekommen war, befindet sich seit 1983 die „Lutherstiege“, ein Museum, das 2012 völlig neu gestaltet worden ist. Beim Rundgang erfahren die Besucher nicht nur, wie die Konfrontation zwischen Luther und Cajetan 1518 verlaufen ist, sondern werden mit historischen Dokumenten und medialen Inszenierungen auch über die Reformationsgeschichte insgesamt und über die besondere Rolle informiert, die Augsburg hier gespielt hat.

Kirchengemeinde St. Anna, Fuggerstraße 8, 86150 Augsburg, www.st-anna-augsburg.de