1519 war Luther nach Leipzig gereist, um seine Argumente in einem Streitgespräch vorzubringen. Der Austragungsort der Disputation war die Pleißenburg, die allerdings Ende des 19.Jahrhunderts dem Neuen Rathaus weichen musste. Nur ein Teil des Burgturmes wurde für den Rathausturm verwendet. Die Redeschlacht dauerte insgesamt drei Wochen und dürfte die Geduld manches Teilnehmers gehörig auf die Probe gestellt haben. Am 4. Juli 1519 trat Luther – anstelle von Karlstadt – selbst ans Rednerpult. Was er dem gespannten Auditorium zu sagen hatte, mussten die Vertreter der päpstlichen Partei als neuen, unerhörten Affront empfinden. Nun ging es dem Aufsässigen nicht mehr nur um die Frage des Ablasses, sondern um grundsätzlichere Dinge. Auch der Papst und die Konzilien könnten irren, sagte Luther, der keine andere Autorität mehr gelten lassen wollte als die Bibel allein. Zu den schönsten Leipziger Bauwerken gehört das Alte Rathaus, das 1556 innerhalb weniger Monaten durch den Baumeister Hieronymus Lotter errichtet wurde. Dort befindet sich heute das Stadtgeschichtliche Museum, in dem neben frühen Lutherdrucken u. a. auch der berühmte Lutherbecher aufbewahrt wird. Gesandte des schwedischen Königs hatten Martin Luther diesen 1536 gefertigten Silberbecher geschenkt, verbunden mit der Bitte, evangelische Lehrer und Prediger nach Schweden zu schicken, um bei der Verbreitung der reformatorischen Lehre zu helfen.

Stadtgeschichtliches Museum Altes Rathaus, Markt 1, 04109 Leipzig, www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de