Im Spätsommer 1511 wurde Luther in die sächsische Residenz Wittenberg versetzt, in der damals nur etwa 2000 Menschen lebten. Allerdings baute Kurfürst Friedrich der Weise die Stadt damals gerade zu einer repräsentativen Residenz aus. Dabei spielte die 1502 gegründete Universität eine große Rolle. Luther zog ins Klostergebäude, wo er auch nach Auflösung des Ordens bis zu seinem Lebensende blieb. Das wunderschöne spätgotische Eingangsportal des heutigen Lutherhauses schenkte Katharina von Bora ihrem Mann zum Geburtstag. In der Schlosskirche fand 1512 die Feier zu Luthers Promotion statt. Ob Luther fünf Jahre später seine 95 Thesen tatsächlich an die Tür der Schlosskirche schlug, ist nicht sicher, unstrittig ist jedoch die Tatsache, dass die Veröffentlichung dieses kritischen Statements den Beginn der Reformation einleitete. Durch sein langjähriges Wirken ist Wittenberg zur Hauptstadt der Reformation geworden, zu einem evangelischen Rom, auch wenn sich der Reformator diesen Vergleich sicher verbeten hätte. Zum Lehrkörper der Universität gehörten auch Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt, zwei wichtige, wenn auch gegensätzliche Persönlichkeiten der Reformation. Neben seiner Lehrtätigkeit, die er zeitlebens ausübte, hatte Luther seit 1514 auch die Predigerstelle an der Stadtkirche St. Marien inne. Die Verpflichtung zu zwei wöchentlichen Predigten erklärt auch den Umstand, dass er hier die meisten Predigten seines Lebens hielt. 1522 führte er dort das evangelische Abendmahl „in beiderlei Gestalt“, also mit Brot und Wein, ein, legte 1524 die Mönchskutte ab und ließ sich ein Jahr darauf mit Katharina von Bora trauen.

Lutherhaus, Collegienstraße 54, Schlosskirche, Schlossplatz (aufgrund von Bauarbeiten kann die Kirche gegenwärtig nur eingeschränkt besucht werden)

Stadtkirche St. Marien, Kirchplatz 20, 06886 Lutherstadt Wittenberg (nach langjährigen Restaurierungsarbeiten wird die Stadtkirche am 31. Oktober 2014 mit einem Festgottesdienst wiedereröffnet), www.wittenberg.de