Johannes Tetzel verstand etwas von Pressearbeit. „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“, textete der Dominikanermönch, der mit dem Verkauf von Ablassbriefen das große Geld machte, das die Kirche für Projekte wie den Bau des Petersdoms in Rom so dringend brauchte. Als Tetzel im Jahr 1517 in der märkischen Kleinstadt Jüterbog aktiv war, kamen auch viele Wittenberger hierher, um sich für Geld ihr Seelenheil zu erkaufen. Für Martin Luther, das hat er später in seinen „Tischgesprächen“ gesagt, war das der Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachte: Noch im selben Jahr formulierte er seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel und andere kirchliche Missstände, die zum Ausgangspunkt der Reformation wurden. In der gotischen Nikolaikirche steht der eisenbeschlagene „Tetzelkasten“, in dem das Ablassgeld angeblich verwahrt wurde. Durch Tetzels Aufenthalt und dessen Folgen hat die zweitälteste Stadt im heutigen Brandenburg in der Reformationsgeschichte ein besondere Rolle gespielt.

St. Nikolai, Nikolaikirchplatz 1, 14913 Jüterbog, www.kirche-jueterbog.com