Die 1392 eröffnete und bis 1816 bestehende, nach der Wiedervereinigung 1994 aber neu gegründete Erfurter Universität gehörte seit dem Mittelalter zu den größten Universitäten Europas. Vor allem im 15. und 16. Jahrhundert erlangte sie Einfluss auf die Geistesgeschichte durch den in Erfurt bestehenden Humanistenkreis. Auf Wunsch seines Vaters ließ sich Martin Luther hier im April 1501 in die Matrikel der Artistenfakultät einschreiben, die eine Art Vorbereitungsstudium für die spätere Aufnahme in die medizinische, juristische oder theologische Fakultät bot. Luther war ein sehr erfolgreicher Student, legte 1502 die Prüfung zum Bakkalaurius artium ab und wurde drei Jahre später zum Magister promoviert. Als er im Frühsommer 1505 seine Eltern in Mansfeld besuchte, schien er am Beginn einer glänzenden juristischen Karriere zu stehen. Doch auf dem Rückweg geriet der 21-Jährige in Stotternheim kurz vor Erfurt in ein heftiges Gewitter. In Todesangst soll er gerufen haben: „Hilf du, Sankt Anna, ich will ein Mönch werden.“ Dieses Gelübde löste er ein und trat im Juli 1505 in das „Schwarze Kloster“ ein. Luthers Zelle, die im Sinne mittelalterlicher Kargheit rekonstruiert wurde, vermittelt noch heute einen Eindruck vom Klosteralltag dieses strengen Ordens. Das 1945 zerstörte Augustinereremitenkloster wurde ab 1982 wiederhergestellt. Im Dom wurde der Mönch 1507 zum Priester geweiht. Seine erste Messe las er in der Klosterkirche. Der Priesterweihe schloss sich ein Theologiestudium an, das ihn zeitweise auch nach Wittenberg führte. Von Erfurt aus trat Luther im Winter 1510/11 auch seine Reise nach Rom an, die für ihn zu einer ernüchternden Erfahrung wurde.

Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt, Augustinerstraße 10,

Alte Universität, Collegium Maius, Michaelisstraße 39, 99084 Erfurt, www.erfurt-tourismus.de