Während alle Welt in diesem Jahr den 300. Geburtstag Carl Philipp Emanuel Bachs feiert, droht ein großer Zeitgenosse seines Vaters ein „bekannter Unbekannter“ zu bleiben: der Hamburger Musikgelehrte, Musiker, Kritiker und Diplomat Johann Mattheson (1681–1764). „Künstler und Gelehrter in galanter Zeit“, der mit stacheliger Schreibart gegen die Anstandsregeln verstieß – so nennt ihn der Hamburger Händelforscher Hans Joachim Marx.

Schon als Kind sang Mattheson in der Bürgeroper, für die er später Musikdramen schrieb, darunter die 2007 wiedererweckte Oper „Boris Goudenow“. Während einer Aufführung seiner Oper „Cleopatra“ (1704) geriet er mit dem jungen Händel in Händel, woraufhin sich beide auf dem Gänsemarkt duellierten, was gottlob glimpflich ausging. Lange Jahre besorgte Mattheson die Kirchenmusik im Hamburger Dom.

Enzyklopädisch gebildet, schrieb er mehr als ein Dutzend Bücher zur Kompositionslehre, Aufführungspraxis und ästhetischen Beurteilung von Musik. Er gab das erste Rezensionsblatt („Critica musica“) und die erste Musikzeitschrift („Der musicalische Patriot“) heraus. Mit seiner „Grundlage einer Ehren-Pforte“ (1740) legte er den Grundstein zur Musikerbiografik in Deutschland.

Zu seinem 250. Todestag veranstalten die Musikhochschule und das neu gegründete KomponistenQuartier im Lichtwarksaal eine musikalisch umrahmte Ringvorlesung „Musikschriftstellerei und -journalismus in Hamburg“. An sieben Sonntagnachmittagen geht es nicht nur um das publizistische Vermächtnis Matthesons und seine Rolle an der Gänsemarkt-Oper, sondern auch um Aspekte des lokalen Musikfeuilletons.

„Musikschriftstellerei und -journalismus in Hamburg“ 13.4., 27.4., 11.5., 25.5., 1.6., 15.6., 29.6., jeweils 15 Uhr, Lichtwarksaal. Eintritt frei