Das Stück ist zum Heulen – wie jede Oper dieses Komponisten, der sofort und brutal direkt aufs Herz zielt. Katja Kabanova, die tragische Titelheldin in Leoš Janáčeks Beziehungsdrama, ist in einem Kaff an der Wolga in ihren Gegebenheiten gefangen: Ihr Mann ist eine Last, ihr Geliebter ein Weichei, ihre Schwiegermutter ein Drachen. Alles ist hoffnungslos, der einzige Treibstoff der Gestalten bis zum nächsten auskomponierten Seufzer ist der Traum, es möge doch endlich einmal besser werden. Wird es aber nicht. Im Gegenteil.

„Das Wahre schließt doch das Schöne nicht aus“, hat Janáček geschrieben, „im Gegenteil – wir brauchen mehr Wahrheit und Schönheit. Vor allem aber Leben!“ Davon hat er reichlich in die Partitur gesteckt, hat Klangfarben so aufeinander abgestimmt, dass der Hörer sich wie eingeschlossen fühlt in einer Welt, die kein Erbarmen kennt und erst recht kein Happy End. Und auch durch den Plot dieses Stücks geistert Janáčeks eigene Lebenstragödie – verliebt zu sein in eine Frau, die nah und dennoch unerreichbar ist.

Diese Käfighaltung gibt Willy Deckers „Katja Kabanova“-Inszenierung, die im Juni wieder im Staatsopern-Spielplan steht, mit schlicht eindrucksvollen Bildern wieder, und sie ist damit eine wunderbare Ergänzung zum „Schlauen Füchslein“, das im März Premiere hatte. Die musikalische Leitung der Wiederaufnahme-Serie hat Lothar Zagrosek, in der Titelpartie ist Dina Kuznetzova zu erleben, die Kabanicha singt Renate Spingler.

„Katja Kabanova“ 5.6. (Wiederaufnahme), 19.30, Staatsoper. Karten zu 5,- bis 87,- unter T. 356868. Weitere Vorstellungen: 11., 20., 24.6., jeweils 19.30