Für Dominique ist das Leben nicht immer gut gelaufen. Es gab für den 18-jährigen lange keinen festen Ort, an dem er verwurzeln konnte, keine wirkliche Bleibe. Mit sieben Jahren wurde er von seinem Zuhause getrennt, von seinem Zwillingsbruder, seinen zwei weiteren Brüdern, seiner Mutter. Er kam in ein Kinderheim. „Meine Mutter begründete es damit, dass ich mich verändert hatte und sie nicht mehr mit mir klarkam“. Ob und warum er sich verändert hat, weiß Dominique nicht. Aber er erinnert sich daran, dass er als Kind von einem älteren Schüler misshandelt wurde. Später erfuhr er, dass die Trennung wohl auch auf das Betreiben seines damaligen Stiefvaters geschah.

Für Dominique begann ein unstetes Leben an verschiedenen Orten. Sieben Jahre verbrachte er im Kinderheim, er kam dort zurecht, aber er vermisste seine Geschwister und seine Mutter. „Anfangs habe ich jeden Tag zu Hause angerufen. Ich wollte die Stimme meiner Mutter hören, bis mein Stiefvater mir das verbot.“ Reflektiert und sachlich berichtet Dominique über diese Zeit. Den Kontakt zur Mutter brach er nie ab. „Das war mir sehr wichtig“, sagt er.

Mit 14 Jahren zog er sogar kurzzeitig wieder zu ihr, aber „es passte nicht, ich bin anders aufgewachsen“. Den familiären Zusammenhalt, den er sich so wünschte, fand er nicht. „Das ist jetzt anders“, sagt er und wirkt zufrieden. Doch damals zog er von seiner Mutter zu seinem leiblichen Vater. Dort blieb er etwa ein halbes Jahr, „mein Vater nahm das mit dem täglichen Schulbesuch nicht so ernst“. Nach einem Gespräch mit der Schule wechselte Dominique erneut seinen Wohnort, zog in eine betreute Wohngruppe mit acht anderen Jugendlichen.

Seiner Tochter würde er Gott erklären als denjenigen, der alles geschaffen hat

Als er 16 Jahre alt war, starb sein Vater plötzlich an einem Herzinfarkt. Es warf ihn aus der Bahn, er griff zu Drogen. „Es fing mit Cannabis an, dann hab ich alles Mögliche ausprobiert. Glücklicherweise bin ich an nichts hängen geblieben“, sagt er heute. Und es gab einen Wendepunkt. „Die Drogen machten down, ich hatte auf nichts mehr Bock, kam morgens nicht hoch.“ Wieder ließ er die Schule ausfallen. Doch er bewies einen starken Willen: „Irgendwann habe ich gemerkt, wie die Leute mich angesehen haben, wenn ich bekifft war“, sagt er. Das war abschreckend, er hörte auf. Und dank einer „coolen Lehrerin“, die ihn nicht aufgab, schaffte er den Hauptschulabschluss.

Nach Stress in der alten Wohngruppe zog er in eine neue und traf dort Ina, 15. „Wir konnten gut miteinander reden, uns viel erzählen“, sagt Dominique. Sie wurden ein Paar. Vor einem Jahr dann der Schock: Ina war schwanger. Sie entschieden sich für das Kind. „Wir wollten das Baby behalten, es kann ja nichts dafür, dass wir nicht aufgepasst haben“, sagt Dominique und fügt hinzu: „Jetzt sind wir froh“. Danach sah es zwischenzeitlich nicht aus. Er begleitete Ina zwar während der Schwangerschaft, „ich wollte ja Vater werden“, sagt er. Aber ihre Beziehung war beendet, Dominique hatte eine andere Freundin. Ein ungewöhnlicher Schritt führte ihn zu ihr zurück. Er vertraute einer Kartenlegerin, zu der sein Zwillingsbruder ihn mitgenommen hatte. „Ich glaube ja nicht an so was, aber es war krass, was in den Karten zu lesen war.“ Sie zeigten eine Königin mit Kind im positiven Umfeld und eine Dame, umgeben von negativen Karten. Es gab ihm den letzten Impuls für seine Entscheidung: Er verließ die damalige Freundin für Ina.

„Ich glaube nicht, dass das Leben vorherbestimmt ist, ich denke, man muss schon alles selber entscheiden“, sagt Dominique. Religion ist weder für ihn noch für seine Freundin ein Thema. Seiner Tochter würde er Gott zwar später einmal erklären, „als denjenigen, der alles geschaffen hat“. Doch jetzt gibt es wichtigere Dinge für ihn. Er will arbeiten, hat sich im Jobcenter bereits nach Möglichkeiten der Fort- oder Ausbildung erkundigt. Halt auf seinem neuen Weg geben ihm seine Tochter und Ina, die derzeit in der Mutter-Kind-Einrichtung des Rauhen Hauses leben. „Sie glaubt manchmal mehr an mich als ich selbst“, sagt er. Auch mit seiner Familie fühlt er sich enger verbunden. „Wenn mein Bruder mich braucht, bin ich da, wir stehen füreinander ein.“

Dass es sich so entwickelt hat, freut ihn, ein leichtes Lächeln zeichnet sich in seinem ernsten Gesicht ab. „Früher hatte ich schon verzweifelte Momente“ erinnert er sich „da habe ich mich gefragt, warum mir das alles passiert, aber dann habe ich es so stehen lassen und mich doch wieder für das Leben entschieden.“