DAAD-Preisträger Ali Salman arbeitet neben seinem Masterstudium als Dolmetscher. Mit Salsatanzen und Sport hält er sich fit

Irgendwo im Keller des Gustav-Radbruch-Hauses muss ein Energiespender stehen. Wie sonst könnte ein Student dieses Programm bewältigen: anderthalb Masterstudiengänge an der HAW, diverse Jobs als Nachhilfelehrer und Dolmetscher sowie das ehrenamtliche Engagement im „Heimrat“ des Studentenwohnheims. „Wir treffen uns einmal die Woche, um die Belange aller Hausbewohner zu vertreten. Wir verwalten auch die Teestube und den Umsonstladen“, erzählt Ali Salman.

Umsonst heißt offiziell „No Budget“ im Gustav-Radbruch-Haus und ist ein Angebot für alle Mieter: Nicht mehr benötigte Bücher, Kleidung, Möbel werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Starthilfe – auch für Ali Salman. Er zog aus dem Südlibanon nach der Schule zu seinem Onkel in Hannover, besuchte dort das Studienkolleg und erwarb damit die deutsche Hochschulreife. „Ich habe mit ,sehr gut‘ bestanden“, sagt Salman stolz. Das ist symptomatisch für den 24-Jährigen. Sobald er ein Ziel vor Augen hat, tritt er bedingungslos dafür ein. Das gute Abitur war die Eintrittskarte für das Traumstudium: Flugzeugbau in Hamburg. „Ich habe schon als Kind Flugzeuge zusammen mit meinem Vater gezeichnet. Fliegen ist herrlich.“

Beim Studienstart in Hamburg war Salman nicht nur fremd, er musste auch sein Studium finanzieren. „Das war sehr hart, ich habe jedes Wochenende als Kellner durchgearbeitet und hatte nicht viel Zeit zu lernen.“ Dennoch reichte es, um über dem Durchschnitt zu bleiben und schließlich auch ein Leistungsstipendium von der Hochschule zu bekommen. Eine Entlastung und Genugtuung zugleich für den angehenden Flugzeugbauer. „Das verdanke ich der guten libanesischen Schulbildung“, sagt Salman. „In Mathe und Physik sind wir einfach stark.“

Kenntnisse in Mathematik und Physik benötigt der junge Libanese nicht nur für sein Masterstudium Flugzeugbau, das er gerade aufgenommen hat, sondern auch für Fächer aus dem Studiengang „Simulation und Berechnung im Maschinenbau“, die er nebenbei belegt hat. „Aus Interesse“, wie er betont. Dafür ist Salman jetzt aber auch täglich an der Uni, designt Flugzeuge, prüft ihre Stabilität, Aerodynamik und Mechanik. In seinem Nebenfächern erfährt er, wie die Computersimulation den Flugzeugbau immer mehr ergänzt und voranbringt.

Die Verbindung von Theorie und Praxis gefällt Ali Salman an der HAW. Und der persönliche Kontakt zu den Hochschullehrern. Dass er in der Hansestadt schnell heimisch wurde, verdanke er jedoch guten Freunden.

Für sein Engagement in der Fachschaft und seine Leistungen wurde Salman 2013 mit dem Preis des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes DAAD ausgezeichnet. „Das ist die höchste Auszeichnung, die unsere Hochschule an Studierende aus dem Ausland zu vergeben hat“, sagte Hochschulpräsident Michael Stawicki bei der Verleihung.

Seine Familie sei sein Motivator, sagt der Stipendiat, der bereits drei Kriege miterlebt hat. Er möchte einmal sich und seine Familie finanzieren. „Ich bin der Älteste von vier Kindern. Das ist bei uns üblich, dass man Verantwortung übernimmt.“ Mit viel Sport – Fitness, Joggen und Salsatanzen – und wenig Schlaf schafft er sein tägliches Pensum aus Hochschule, Jobben und Lernen.