... und die NDR Bigband hilft auf Kampnagel mit

Ludwig Marcuse hat ein lesenswertes Buch darüber geschrieben, Grönemeyer und Bobby McFerrin sangen davon ebenso wie Louis Armstrong, Britney Spears und viele andere, die Musikgeschichte ist voller Reflexionen darüber. Insofern hat sich Stefan Gwildis mit dem Thema seines Albums „Das mit dem Glücklichsein“ auf gesichertes Terrain begeben. Andererseits ist es für ihn – nicht nur wegen seines musikalischen Stilwechsels vom Soul zum Bigbandjazz – auch ein Gang aufs glatte Eis. Geht es doch nicht darum, einfach zu verkünden, so oder so sieht Glück aus, sondern vielmehr um die Sache des „Glücklichseins“. Wie fühlt sich das an und warum? Was wiederum macht einen Musiker glücklich? Ein volles Haus? Viele verkaufte Platten?

Marcuse schreibt von Momenten des Glücklichseins, vom Willen und vom Talent zum Glück. Stefan Gwildis hat beides und vor allem Lust dazu, seine Glücklichseinsmomente mit der Suche nach etwas Neuem zu Verbinden. In des Sängers Karriere kam dabei schon eine rechte Bandbreite zusammen: Gwildis war Lkw-Fahrer und rhythmischer Auto-Zertrümmerer („Auto, Auto“), Straßenmusiker und „Erfinder“ des deutschsprachigen Soul, Schauspieler und Kabarettist. Die Karriere des 55-Jährigen mit der Reibeisen-Stimme der Schleifpapierkörnung 60 ist lang, bunt und vielschichtig. Nun haben sich, begeistert vom „Kick“ einer Bigband im Rücken, viele schon an der Interpretation von Jazzstandards versucht, sogar auf Deutsch, und sind dabei voller Retro-Seligkeit von der Bühne geblasen worden. Auch „Das mit dem Glücklichsein“ ist eine Hommage an das „Great American Songbook“ all jener Musical-, Film- und Jazzstandards der letzten 100 Jahre.

Zugleich ist es aber eine Erinnerung an das gute Vierteljahrhundert, das Gwildis jetzt schon auf den Bühnen dieser Welt steht. Der Jazz ist die Musik, die am meisten über seine Interpreten erzählt. Es liegt an Gwildis’ Integrität und Lebenserfahrung, dass ihm das Publikum die alten Songs „abnimmt“. Das Album mit den deutschen Texten taugt also ebenso für Jazz-Nostalgiker wie Reflexionskünstler, für Rotweingenießer als auch Retro-Rebellen. Jörg Achim Keller, Chefdirigent der NDR Bigband, hat Gwildis die Arrangements auf den Leib geschrieben: Voluminös, elegant und stilsicher. Im Frühjahr 2013 waren die Künstler auf Norddeutschland-Tournee, Anfang 2014 geht’s nun durchs ganze Land, von Flensburg nach München, von Kaiserslautern bis Leipzig. Gut möglich, dass man sich auf einem der 14 Konzerte ein paar Tipps für das persönliche Glück „abhören“ kann.

Stefan Gwildis & NDR Bigband 1.2., 20.00, Kampnagel. Tickets zu 36,95 unter T. 27094949