Ein langes Wochenende voller Pärt-Konzerte in Hamburg

Die Werke von Arvo Pärt durchziehen das gesamte Programm des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals mit seinem baltischen Schwerpunkt. Kompakt präsentiert das Festival in Zusammenarbeit mit der Reihe „NDR das neue werk“ Pärts Kompositionen in fünf Konzerten an einem langen Augustwochenende in Hamburg.

Viele von Pärts Werken zeichnet eine große Spiritualität aus. Seine Musik verbindet russisch-orthodoxe, katholische und protestantische Elemente, er hat sich intensiv mit der Gregorianik und der Vokalmusik der Renaissance beschäftigt. Zum Auftakt des Pärt-Wochenendes am 9.8. singt der Estonian Philharmonic Chamber Choir im Michel ein Chorwerk, in dem der Komponist seine archaischen und asketischen Klangvorstellungen genial umgesetzt hat: Der 80-minütige „Kanon pokajanen“ ist ein Bußkanon von beeindruckender Klanggewalt, der 1998 zur 750-Jahr-Feier des Kölner Doms uraufgeführt wurde. Einen Tag später tritt der berühmte Kammerchor, gemeinsam mit dem Tallinn Chamber Orchestra, in St. Jacobi auf (ausverkauft). Beide Abende werden von Tonu Kaljuste geleitet. Am 10.8. werden dort einige der bekanntesten Werke von Pärt aufgeführt, etwa „Fratres“ (1977) und „Cantus in Memory of Benjamin Britten“ (1977) sowie das „Te Deum“ (1984) für drei Chöre, Streicher, Klavier und Tonband. Letzteres ist ein Art gregorianischer Gesang, in dem sich homofone und polyfone Teile abwechseln.

Auch die Reihe „NDR das neue werk“ ist zwei Tage lang Gastgeber des SHMF im Rolf-Liebermann-Studio. Am 10.8. gastiert dort das Cello8ctet Amsterdam, das 2008 zum ersten Mal mit Pärt zusammengearbeitet hat (Restkarten verfügbar). Damals bearbeitete der Komponist sein Chorstück „O-Antiphonen“ für das Oktett. Auf dem Programm stehen Stücke wie „Solfeggio“, „Missa brevis“ und „Silouans Song“. Am 11.8. läuft in einer Matinee die Dokumentation „24 Preludes for a Fugue“ von Dorian Supin, die Pärt beim Komponieren und bei Probenarbeiten gefilmt hat. Die Langsamkeit des Films und die meditative Musik ergänzen sich und entsprechen der Persönlichkeit dieses in sich ruhenden Komponisten. Vor dem Film spielt Ulrike Payer Klavierwerke von Pärt.

Höhe- und Schlusspunkt der Pärt-Hommage soll am Sonntagabend im Rolf-Liebermann-Studio das Konzert der NDR Radiophilharmonie mit den Solisten Ye-Eun Choi (Violone), Barnabas Kelemen (Violne) und Marrit Gerretz-Traksmann unter der Leitung von Tonu Kaljuste werden. Auf dem Programm stehen unter anderem seine 3. Sinfonie aus dem Jahr 1971 und das Doppelkonzert „Tabula rasa“, entstanden 1977. Mit diesem zukunftsweisenden Werk warf Pärt seine bisherigen Kompositionstechniken endgültig über Bord und entschleunigte seine Musik radikal (11.8.).