Engelsdarstellungen von Paul Klee in einer großen Schau

Als menschlich, allzu menschlich hat man sie bezeichnet. Angesiedelt irgendwo zwischen Himmel und Erde, dabei dem Weltlichen doch näher als dem Firmament. Paul Klees Engel sind ein Fundus an menschlichen Nöten und Hoffnungen. Die Kunsthalle zeigt jetzt rund 80 dieser beliebten wie populären Himmelsboten Klees - Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Gemälde mit Leihgaben aus dem Zentrum Paul Klee in Bern, aus Schweizer und deutschen Museen und Privatsammlungen.

Schon als Kind versuchte sich Klee an den geflügelten Wesen. Später nahm er sie als festen motivischen Bestand in sein Werk auf. Engel, die hässlich sind, auf Erden angekommen, sich als Kinderfresser gerieren, aber auch zart besaitet, voller Trauer, von einem anderen Stern, vergnügt, das Frühstück servierend, mitfühlend und sinnierend.

Sie sind unausgewachsen und hin und wieder mit erotischen Reizen ausgestattet. Dann ist da noch jener Engel des Künstlers, der im 20. Jahrhundert Weltruhm erlang. Der "Angelus novus", den Walter Benjamin zum Boten seiner Zeit erkor und ihm damit einen festen Platz in der visionären Landschaft des 20. Jahrhunderts zuwies.

Unter all den Engeln Paul Klees haben vor allem jene die meiste Aufmerksamkeit erhalten, die kurz vor seinem Tod entstanden und sich in dieser Zeit zum Leitmotiv erheben. Von schwerer Krankheit gezeichnet, zwischen Hoffen und Bangen, verhilft Klee rund 60 Engeln in den Jahren 1938 bis 1940 zur Geburt. Sie hausen und leben in einem Raum, in dem "alles wie bei uns, nur englisch" ist, witzelte er. Diese "Mutanten der menschlichen Spezies", wie es im Katalog heißt, sind mitunter des Teufels, wenn der gefallene Erzengel Luzifer ins Spiel kommt. Sie vermögen gespenstische, tierische oder unfertige Züge anzunehmen.

Vor allem aber zeichnen sie ein Psychogramm des Künstlers in Form eines Dialogs während seiner schwersten Stunden und letzten Lebensjahre. Von Zweifeln geplagt, unsicher und ungewiss erhalten auch die Engel entsprechende Züge: Einer fragt "Woher? Wo? Wohin?", ein anderer befindet sich in der "Krise", ein dritter ist "dürstend".

Erstaunlich vielen seiner Engel hat Paul Klee in Form von Bleistiftzeichnungen Gestalt verliehen. Manchmal erinnern diese aus geschwungenen Linien geformten Wesen an ein Bilder-Tagebuch, das jenen schöpfungsnahen Ort skizziert, den Klee in seine bekanntesten Worten fasste: "Diesseitig bin ich gar nicht fassbar, denn ich wohne gerade so gut bei den Toten wie bei den Ungeborenen, etwas näher dem Herzen der Schöpfung aber noch lange nicht nahe genug." Die Ausstellung wird gefördert durch E.on Hanse.

"Paul Klee. Engel" 26.4. bis 7.7., Hamburger Kunsthalle, Hubertus-Wald-Forum, Glockengießerwall, Di-So 10.00-18.00, Do 10.00-21.00