Manchmal bin ich ein bisschen stolz darauf, in Hamburg zu leben, was vor allem damit zu tun hat, dass diese Stadt eine Freie ist und immer war, dass wir hier nie einen König hatten und keine Paläste. Brauchen wir nicht, sind ja Hanseaten. Umso erstaunter war ich, den Großteil meiner Kollegen an einem Freitag im April in höchster Aufregung vorzufinden. Warum?, fragte ich, die Antwort ein pikiertes Augenrollen. Sollte heißen: Na, du weißt schon. Da fiel es mir wieder ein: Zwei blasse Briten, die in ihrem Leben bislang noch nicht besonders viel geleistet hatten, wollten sich an diesem Tag im Vereinigten Königreich das Jawort geben. Fünf deutsche TV-Sender übertrugen live. Für den kommenden Tag waren etliche Sonderseiten geplant. Da war ich ob all der Royalistenhysterie um mich herum doch einigermaßen erschüttert.

Gegen Mittag sollte es schließlich so weit sein. Im Newsroom saßen Kollegen - männlich wie weiblich - in unterwürfiger Schockstarre vor den TV-Schirmen, von ihren Gesichtern schimmerte es bewegt. Das Geschehen im Fernsehen wurde von sachdienlichen Kommentaren begleitet, beispielhaft ist mir dieser Satz in Erinnerung geblieben: "Und hier ist wieder die Schleppe sehr schön zu sehen." Kommt jemand mit essen, habe ich gerufen. Zu dritt sind wir runter in die Kantine. Hier: vollkommene Stille. Kein Mensch bei der Currywurst. Ein denkwürdiger Tag.