Als ich abends am Telefon erfuhr, dass ein Baby in einem Koffer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt draußen ausgesetzt wurde, saß ich zu Hause im Warmen und trank Tee. Ich war fassungslos. Und mir wurde sofort klar, dass die Geschichte dieses Säuglings nicht nur mich, sondern die Stadt bewegen würde.

Was für ein Mensch nimmt den Tod eines Babys in Kauf? Wird es überleben? Warum hat der Unbekannte den Koffer ausgerechnet vor einem Hintereingang des Congress Centers Hamburg abgestellt? Gelingt es der Polizei, den Täter zu fassen? All diese Fragen kreisten immer wieder durch meinen Kopf, als ich gegen 21 Uhr am 4. Januar zurück in die Redaktion fuhr. Findelbaby Marie, dessen Geschichte in einem schwarzen Koffer begann, rührte Anfang des Jahres viele Hamburger. Seinen schweren Start ins Leben hat das Mädchen gut überstanden. Seit elf Monaten lebt Marie bei Pflegeeltern irgendwo im Großraum Hamburg, wächst in einem liebevollen Zuhause auf. Für die Polizei bleibt der Fall des Findelbabys jedoch weiterhin ein Rätsel: Von dem Täter fehlt jede Spur.