Ich erfuhr wie wahrscheinlich die meisten vom tragischen Ableben der Popsängerin Amy Winehouse durch das Internet. Es war ein Sonnabendnachmittag, der 23. Juli, und ich war nicht sonderlich geschockt. Ich war irgendwie wütend, auf eine seltsam betroffene und doch gar nicht persönlich berührte Weise. So wie man es manchmal ist, wenn einen das Verhalten oder das Schicksal von Menschen ärgert, die man bewundert, deren Tun man schätzt, die man aber gar nicht persönlich kennt. Obwohl man mit Details aus dem drogen- und alkoholverseuchten Privatleben der Winehouse ja nie verschont geblieben war. Weshalb ihr Tod wiederum nicht überraschend kam. Sie hatte ihn mutwillig herbeigeführt und ihr Genie verschwendet. Das kam mir sofort in den Sinn, und ich kam mir dabei kein bisschen wie ein Moralapostel vor.

Amy Winehouse war die beste Sängerin ihrer Generation, aber sie wareine haltlose Frau. Schade. Ärgerlich. Etwas anderes blieb mir nicht zu denken, während ich auf YouTube ihreVideos anklickte und, natürlich, schon die ersten Kommentare las. "R.I.P." stand da ganz oft: Ruhe in Frieden. Und manch einer stellte wie ich selbst auch fest: Die wurde nur 27, das konnte gar nicht anders sein. Sie starb so jung wie Jimi Hendrix oder Kurt Cobain. Damit gehört sie jetzt zu einem elitären Kreis. Ein fader Trost, ach, gar keiner, dachte ich und legte "Back To Black" auf. Mehr konnte ich nicht tun, mehr konnte auch zu Lebzeiten niemand tun für eine der großen Stimmen unserer Zeit.