Tilmy Alazar engagiert sich als AStA-Sprecher für Hochschulpolitik und die Belange der Studenten. Er selbst studiert Sozialpädagogik und Soziale Arbeit.

Wie funktioniert die Gesellschaft? Wie entwickelt sich der Mensch? Diese Fragen beschäftigen Tilmy Alazar. Der 29-Jährige studiert an der HAW Hamburg Sozialpädagogik und Soziale Arbeit. Das Studium ist eine Mischung aus Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie. Im nächsten Jahr schreibt er seine Bachelorarbeit zum Thema Bildung und Migration.

Als Tilmy Alazar 2008 sein Studium begann, kam er mitten in die Studentenproteste zu den Sparzwängen an Hochschulen. Der Waldorfschüler, der die Schule in der 13. Klasse abbrach, um erst mal zu arbeiten, setzte sich schon früh gegen Ungerechtigkeiten ein. Vor seinem Studium unterrichtete er Kinder in Eritrea, dem Heimatland seiner Eltern. Später arbeitete der in Stuttgart geborene junge Mann neun Monate lang in einem Stuttgarter Kinderheim.

Alazar, der seinen Schulabschluss nachholte und freie Bildung für alle Menschen fordert, engagierte sich von der ersten Stunde seines Studiums an in der Hochschulpolitik. Heute ist er AStA-Sprecher und studentisches Mitglied im Hochschulsenat. "Einsatz und Protest lohnen sich. So entfallen, wenn alles gut läuft, die Studiengebühren zum Wintersemester 2012/2013", sagt Alazar und lächelt.

Der junge Mann erklärt wortgewandt und überzeugend, dass er durch die Arbeit in verschiedenen Gremien viel gelernt hat an technischem Know-how wie auch Soft Skills - Word, PowerPoint, Präsentationen, Selbstorganisation und die Planung von Projekten. "Ich wünsche mir, dass die Hochschule ihren Studierenden mehr Raum lässt. Dazu gehört die Entschleunigung der Bachelor-Studiengänge, die sehr verschult sind." Nötig wäre zudem die Aufhebung von Anwesenheitslisten. "Den Studenten bleibt einfach keine Zeit, über den Tellerrand zu schauen. Vor allem, wenn das Geld knapp ist und man neben dem Studium jobben muss", sagt Alazar. Er habe durch sein Engagement in den Hochschulgremien länger für sein Studium gebraucht. "Ich habe viel Zeit und Energie in die Proteste investiert und konnte deshalb nicht genug Scheine erbringen."

Bei Alazar und dem AStA-Team landen viele Probleme der Studierenden: Stress mit Vermietern, Fragen ausländischer Studenten, Wohnungsprobleme. Vor allem Letztere häufen sich. "Wir unterstützen gerade eine Demo gegen den Mietenwahnsinn. Studenten müssen sich mittlerweile in Hostels für 25 Euro am Tag einmieten, weil sie keine Wohnung finden." Für den Protest finanziert der AStA die Miete für einen Lautsprecherwagen. Das Geld stammt aus den Studiengebühren von 18,50 Euro pro Semester. Insgesamt beträgt das AStA-Budget rund 480 000 Euro im Jahr.

Mit dem Geld fördert der AStA verschiedene Aktivitäten und Projekte - auch Soziales, nicht nur Proteste. So werden die Campus-Biker unterstützt, eine Gruppe aus Studierenden und Lehrenden, die mit ihren Motorrädern mehrmals im Jahr Ausfahrten machen. Ebenso das Projekt des studentischen Vereins Pfandkollektion. "Mit dem Erlös aus den Pfandflaschen veranstalten wir ein Grillfest", sagt Alazar.

Dann nimmt der Student die neue Tasche des Studentenausschusses zur Hand: Sie ist schwarz, leicht, mit einem dezenten AStA-Aufdruck, hinter dem die Hamburger Skyline prangt. "Unser Logo gibt es in unterschiedlichen Farben. Das Design stammt von einem unserer Studenten. Er hat zudem die Produktion und Auslieferung der 8000 Taschen begleitet." Die mit nützlichen Flyern und Broschüren bestücken Taschen erhalten die Erstsemester als Geschenk. Die restlichen werden für fünf Euro verkauft. "Das ist günstig für die Qualität und den Nutzwert", sagt Alazar und zeigt die verschiedenen Fächer. In eines passt sogar ein Notebook.

"Für Studierende ist es von hohem Nutzen, sich abseits des Studiums zu engagieren", sagt Alazar, der nach seinem Master habilitieren will. "Ich möchte meinen Teil dazu beitragen und die Wissenschaft nutzen, um neue Erkenntnisse und neue Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden."