HAW-Präsident Prof. Michael Stawicki über Bachelor, Diplom und Visionen sowie zu Zukunftsperspektiven der Studierenden nach dem Abschluss.

Was macht das Studium an der HAW Hamburg für die Studierenden erstrebenswert? Worin bestehen Unterschiede und Besonderheiten im Vergleich zu anderen Hochschulen? Und was sind die Wünsche und Pläne für die Zukunft? Über solche Fragen sprach das Abendblatt mit dem Präsidenten der HAW Hamburg, Prof. Dr. Michael Stawicki.

Hamburger Abendblatt:

Weshalb entscheiden sich junge Menschen für Ihre Hochschule?

Michael Stawicki :

Die jungen Leute wissen, dass ein Studium bei uns zuverlässig in ihren Wunschberuf mündet. Wir bieten ein breites Spektrum an Themen an, die sich schon in den Namen unserer vier Fakultäten widerspiegeln: Technik und Informatik, Life Sciences, Wirtschaft & Soziales sowie Design, Medien und Information. Bei uns gibt es Studienprogramme, die man nirgendwo sonst so studieren kann, etwa unseren Games-Master. Und neben dem Fachwissen erwirbt man außerfachliche Kompetenzen, die für den späteren Berufserfolg zentral sind.

Bitte nennen Sie ein Beispiel.

Stawicki:

Im Studiengang Illustration müssen die Studierenden natürlich zeichnen können. Wenn man sich dann auf wissenschaftliche Illustration spezialisiert, müssen die Zeichnungen aussagekräftiger als ein Foto sein - das lernt man ebenfalls. Und man muss sich und seine Arbeiten verkaufen können; auch das wird durch viele Verlagskontakte erreicht.

Was unterscheidet die HAW Hamburg von anderen Hochschulen?

Stawicki:

Bessere Lehre, mehr Praxisorientierung, kleinere Gruppen, Interdisziplinarität. Wir haben im Bundeswettbewerb für exzellente Lehre einen der zehn Preise von einer Million Euro gewonnen. Unsere Professorinnen und Professoren durchlaufen mehrere Hochschuldidaktik-Workshops und werden anschließend noch ein Jahr gecoacht. Wer zum Studium kommt, weiß, dass es eine Praxisphase von bis zu 20 Wochen gibt, bei der man das Unternehmen kennenlernt und zeigen kann, was in einem steckt. Unser Career Service und unsere Projekte trainieren die Soft Skills, sodass etwa Ingenieure nicht nur technische Lösungen finden, sondern auch im Team arbeiten und die Kaufleute von ihren Lösungen überzeugen können. In einem Gemeinschaftsprojekt von Lufthansa Technik, Airbus, der Schule G15 und der HAW können Studierende des Flugzeugbaus in einem Original-Rumpfsegment praktisch arbeiten und mit Versuchsaufbauten experimentieren: Leute reinsetzen, Klimatisierung testen, Licht ausprobieren, Akustik untersuchen. Im Studienprogramm Hazard Control, bei dem es hauptsächlich um Katastrophenschutz geht, kooperieren wir eng mit der Feuerwehr und der Notfallmedizin. Wir haben außerdem ein kleines Container-Dorf auf dem Campus, in dem obdachlose Frauen wohnen können. Sie werden von Studierenden der Sozialen Arbeit betreut. Bei uns sitzen in einer Vorlesung höchstens 60 Leute, nicht mehrere Hundert wie andernorts. Und durch das breite Fächerspektrum entstehen viele reizvolle Kombinationen: Wir bringen etwa Bekleidungstechnik und Modedesign mit Managementthemen zusammen (ein Masterprogramm mit der Otto-Gruppe) oder im Mechatronikstudium die Informatik mit der Elektrotechnik, dem Maschinenbau und der Fahrzeugtechnik. Das sind nur einige Beispiele, warum ein Studium bei uns besonders attraktiv ist.

Wie sieht es mit Fächerkombinationen aus?

Stawicki:

Durch das breite Fächerspektrum können die jungen Leute anders kombinieren. Bekleidungstechnik und Textilwissen lassen sich mit Managementthemen zusammenbringen. Oder bei Mechatronik kann Informatik mit Elektrotechnik und Maschinenbau kombiniert werden. Wir haben alle vier Bereiche an der Hochschule. So können Studierende der Mechatronik das Beste aus diesen Bereichen mitnehmen.

Wie sieht es mit dem Diplom aus?

Stawicki:

Seit fünf Jahren kann man bei uns nur noch Bachelor- und Masterprogramme beginnen, ein für die heutigen Anforderungen der Praxis viel besseres Konzept. Die Diplomprogramme laufen aus, die letzten enden 2012. Bis dahin müssen die noch etwa 10 Prozent "Diplomer" unter unseren 14 000 Studierenden fertig werden, sonst müssen sie wechseln.

Wie begehrt sind Ihre Studenten bei den Hamburger Unternehmen?

Stawicki:

Äußerst gefragt. Bei den Ingenieuren könnten wir eigentlich eine Garantie für einen Job geben, sowohl bei den Bachelor- wie bei den Masterabsolventen. Die sind wirklich alle fit für den Beruf, und die Firmen wissen das. Aber auch in den anderen Bereichen sind die Aussichten hervorragend.

Wie praxistauglich sind die Bachelorarbeiten?

Stawicki:

Eine unserer Absolventinnen hat für Airbus einen Servier-Trolley entwickelt. Aus dem Projekt wurde ein richtiger Hit. Er wird heute in der Flugzeugkabine real eingesetzt. Wir haben zum Glück an der Hochschule viele Studis, die gerne experimentieren und auch mal etwas Verrücktes denken. Aber genau diese Ideen bringen uns und die Unternehmen weiter.

Welchen beruflichen Hintergrund haben Ihre Professoren?

Stawicki:

Sie haben an einer Universität promoviert und danach viele Jahre außerhalb der Hochschule gearbeitet. Daher kennen sie die Berufspraxis sehr gut und bringen vielfältige Management-Erfahrung mit.

Wie sieht Ihre Vision für 2020 aus?

Stawicki:

Unser Vorsprung in der Lehre wird bleiben. In Bereichen mit exzellenter Forschung haben wir das Promotionsrecht. Und wir sind besonders attraktiv für Studierende mit Migrationshintergrund.