Via Internet und Smartphone sind Gemeinschaftsfahrten auch spontan und auf Kurzstrecken möglich. Wie es funktioniert, zeigen Projekte wie flinc

Ludwigshafen/Berlin. Die Elektronik macht es möglich: In Zukunft könnten sich Menschen intelligenter fortbewegen, indem sie die verschiedenen Verkehrsmittel optimal nutzen, auf ihren Strecken öfter umsteigen - oder indem sie sich vernetzen und dadurch Autos besser auslasten. Wer bei Letzterem an die klassische Mitfahrzentrale denkt, droht den Anschluss zu verpassen. Heute lässt sich das Mitfahren via Internet und Smartphone sogar spontan organisieren.

Ein Paradebeispiel für Gemeinschaftsfahrten der Internetgemeinde ist das Ludwigshafener Unternehmen flinc. Die ursprüngliche Studenteninitiative ging im Juli dieses Jahres an den Start ( www.flinc.org ). Die Vermittlung erfolgt in Echtzeit über PC oder Smartphone. Dadurch funktioniert sie auch auf Kurzstrecken, die keine langwierigen Anläufe erlauben. Zudem können Mitfahrer noch während der Fahrt zusteigen. Das System leitet von Haustür zu Haustür, ein Navigationssystem ist integriert. Nutzer registrieren sich auf der Website und können ihr persönliches Mobilitätsnetzwerk aufbauen, auch für den täglichen Arbeitsweg. Damit die Gemeinschaftsreisenden sicher ans Ziel kommen, zeigt flinc - ähnlich wie beim Internetauktionshaus Ebay - an, ob der Fahrer oder Mitfahrer bereits bekannt ist und wie er von anderen flinc-Nutzern bewertet wurde.

"Wir sagen den Millionen Autos den Kampf an, die tagein, tagaus mit nur einer Person besetzt die Straßen verstopfen und die Umwelt belasten", sagte flinc-Mitgründer Benjamin Kirschner beim Start des "sozialen Mobilitätsnetzwerks". Zwei Monate zuvor ging OpenRide ins Rennen, eine kostenlose Software des Fraunhofer-Instituts für offene Kommunikationssysteme (Fokus) in Berlin. Auch hier können Fahrer und potenzielle Mitfahrer von unterwegs per Mobiltelefon, via Netbook und Tablet-Computer Mitfahrgelegenheiten melden oder suchen. OpenRide berücksichtigt ebenfalls die gesamte Stecke sowie eventuelle Umwege und fördert so das Mitfahren auf Teilstrecken. "OpenRide als freie Software - das bedeutet, dass Unternehmen, Entwickler und Anwender eigene Mitfahrdienste aufsetzen und die Software den eigenen Bedürfnissen entsprechend weiterentwickeln können. So werden Innovationen und neue Geschäftsmodelle entstehen und dem Mobilitätsmarkt neue Impulse liefern", so Jan Ziesing vom Fraunhofer-Institut Fokus.

Nicht nur die Nutzer, auch die Verkehrsmittel sollten sich zukünftig besser verzahnen. Ansätze gibt es schon lange, etwa die Park-and-ride-Häuser an Bahnstationen oder Kooperationen zwischen Verkehrsunternehmen und Carsharing-Anbietern. Die Deutsche Bahn verleiht seit 2001 Fahrräder; in Hamburg und Berlin betreibt sie das StadtRad-Projekt mit einem dichten Netz von Ausleihstationen. Mit den robusten Drahteseln lässt sich nach einmaliger Anmeldung ohne Umstände lostreten, etwa per Identifikation mit einer Kreditkarte.

Seine Vision einer "nahtlosen Mobilität" beschrieb kürzlich Wolfgang Müller-Pietralla, Zukunftsforscher des VW-Konzerns, in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau": "Wir werden unterwegs sein können wie im Skiurlaub, wo wir von einem Lift zum anderen wechseln, ohne darüber nachzudenken, ob wir das richtige Ticket oder Kleingeld haben."