Bank-Geheimnisse: Gerd Hoffmeyer sorgte einst für den Teilnehmernachschub bei Hugo Egon Balders Tutti Frutti

Raa-Besenbek. Das mit den Länderpunkten hat Gerd Hoffmeyer auch nicht wirklich verstanden. Aber das stand bei der TV-Show Tutti Frutti auch nicht im Mittelpunkt. "Nette Menschen, nette Mädchen", sagt er. Das war wichtig für die Zuschauer und für Hoffmeyer noch ein bisschen mehr. Der 65-Jährige hat in den drei Show-Jahren 1990 bis 1993 für den Teilnehmernachschub gesorgt und mit seiner Firma Eurocast mehr als 1000 Bewerber gecastet. Mittlerweile hat sich der Produzent in Raa-Besenbek zur Ruhe gesetzt und blickt auf eine wilde Zeit zurück.

"Damals hat jeder Tutti Frutti geguckt", sagt Gerd Hoffmeyer. "Auch wenn es niemand zugeben wollte." Trotzdem habe jeder die Show gekannt, und dafür gab es die "tollsten Begründungen", erinnert sich der Produzent. "Einmal hat jemand erzählt, dass er friedlich auf dem Sofa lag, während sein Hund auf die Fernbedienung trat und die Sendung plötzlich auf dem Schirm flimmerte." Dass keiner zugeben wollte, die Shows zu sehen, an denen Gerd Hoffmeyer beteiligt war, störte den gelernten Journalisten nie. Vor und nach seiner Tutti-Frutti-Zeit hat er für die Illustrierte Neue Revue die Titelblätter produziert. "Da waren auch leicht bekleidete Mädels drauf", sagt er. Der Journalist kannte das Geschäft. RTL hatte damals angefragt, so kam Hoffmeyer zu dem außergewöhnlichen Job. In sechs deutschen Großstädten wurden die Kandidaten gecastet. "Das waren zwischen 100 und 200 Leute an einem Wochenende." Bei der Vorstellung wurden die Kandidaten gefilmt und mussten sich vor der Kamera beweisen - selbstverständlich auch ohne Kleidung. "Das ging aber nur bis zum Höschen", sagt Hoffmeyer. "Da kann man an jedem Strand genau so viel sehen." Mit Pornografie hatte das für ihn nichts zu tun. "Man sieht so was professionell." Dabei half Hoffmeyers langjährige Erfahrung. "Erotik entsteht ja nicht über einen netten Busen oder einen schönen Po", erklärt der Experte. Vielmehr käme es auf die Ausstrahlung und die Atmosphäre an. Das ins rechte Licht zu setzen sei "echte Knochenarbeit".

Bis heute hat Hoffmeyer ein gutes Verhältnis zu Hugo Egon Balder

Bei den Castingarbeiten war auch Hoffmeyers Frau Manuela beteiligt. Sie hatte damals die Büroleitung übernommen. Produziert wurde die Sendung in Mailand. Manuela Hoffmeyer kümmerte sich um die Logistik. "Die Kandidaten mussten ja irgendwie zum Set kommen, und wir haben ihnen eine Menge geboten." Nicht immer haben die allerdings auf die Tipps der Hoffmeyers gehört. "Einmal sind zwei Mädels trotz Warnung von mir spät Abends durch den Hauptbahnhof spaziert", sagt der Produzent. "Die wurden natürlich sofort beklaut, Pässe, Geld, alles weg." Die Produzenten halfen. "Ist doch klar."

Zu Hugo-Egon Balder, der damals Tutti Frutti moderierte, hat Hoffmeyer bis heute ein gutes Verhältnis. "Ein sehr lockerer und total netter Typ. Wir nehmen immer noch mal einen Drink zusammen." Aber nicht nur das gute Verhältnis zu Balder ist geblieben. "Ich habe persönlich eine Menge mitgenommen." Jeden Abend in Mailand haben die Hoffmeyers mit den Kandidaten verbracht und viele Menschen kennengelernt. "Wir hatten eine Menge Spaß. Damals hatten wir ein besonderes Verhältnis zu den Leuten und haben die ganz anders behandelt, als das heute im Fernsehen gemacht wird." Mittlerweile sei das Programm inflationär, ermüdend, peinlich und hat für ihn eindeutig an Reiz verloren. "Das ist alles so brutal geworden, wie die Menschen durch den Dreck gezogen werden", sagt der Ex-Produzent. "Wir haben mit den Kandidaten damals alles geprobt, sogar das Ausziehen." Häufig haben sich die Teilnehmer nach den Shows noch mal bei den Hoffmeyers gemeldet.

An eine Geschichte von damals erinnert sich Hoffmeyer noch besonders gut. Eine Rechtsanwaltsgehilfin hatte mitgemacht. "Die Frau von ihrem Chef hat sich damals total aufgeregt, und er hat die junge Angestellte gefeuert." Die Dame habe aber schnell etwas Neues gefunden. "Ganz schön heftig, nur wegen der Show, oder?"

Eine Neuauflage von Tutti Frutti könnte Gerd Hoffmeyer sich vorstellen. "Man müsste allerdings einiges verändern", sagt er. "Es müsste etwas mehr Schlüssellocheffekt haben und etwas mehr prickeln." Eine genaue Idee hat Hoffmeyer aber nicht. "Sonst würde ich sie selbst produzieren. Dann aber ohne Länderpunkte."