John Neumeier choreografiert “Purgatorio“ zu Mahlers Zehnter Sinfonie

Der österreichische Komponist Gustav Mahler hat John Neumeier zu einem weltweit beachteten Zyklus von Balletten inspiriert. "Das eigentliche Thema in meinen Mahler-Choreografien ist die Musik, und durch den stark subjektiven, emotionalen Gehalt der Sinfonien steht ihr Komponist natürlich im Mittelpunkt", sagt Neumeier. "Der sinfonische Charakter seiner Musik gibt mir jedoch die Freiheit, ein Drama aus der Musik zu entwickeln."

Nun wendet er sich der Zehnten Sinfonie zu, die Mahler während der heftigen Ehekrise mit seiner Frau Alma schrieb. Ihrem Mann zuliebe hatte die Zemlinsky-Schülerin auf das Komponieren verzichtet. In einem Brief fordert Mahler von seiner geliebten "Almschi": "Aber dass Du so werden musst, wie ich es brauche, wenn wir glücklich werden sollen, mein Eheweib und nicht mein College - das ist sicher!"

Neumeier nennt das Ballett denn auch "Purgatorio" - Fegefeuer. Im ersten Teil verwendet er Lieder von Alma Maria Schindler-Mahler. 17 Kompositionen, vertonte Lyrik von Dichtern wie Dehmel, Heine oder Rilke sind erhalten geblieben. Wie auch der erste Satz "Adagio" der Zehnten Sinfonie, Fragmente und Skizzen. Mahlers letztes Werk hat Deryck Cooke rekonstruiert und ergänzt. Auf seiner Fassung basiert Neumeiers Inszenierung. Bereits 1980 hat er für das Ballet du XXe Siècle in Brüssel den "Adagio"-Entwurf als Teil des auch in Hamburg gezeigten Balletts "Lieb' und Leid und Welt und Traum" choreografiert.

Die Uraufführung von "Purgatorio" in den Bühnenräumen von Ferdinand Wögerbauer eröffnet am 26. Juni die 37. Hamburger Ballett-Tage. Sie bieten bis zum 10. Juli als Rückblick auf die Saison Vorstellungen aus dem Repertoire und ein Gastspiel des National Ballet of China (5./6.6.). Zhang Yimou inszenierte nach seinem legendären Film "Rote Laterne" das gleichnamige Ballett in der Choreografie von Xin Peng Wang und Wang Yuanyuan.

Die Wiederaufnahme von "Ein Sommernachtstraum" (2.7.) ist im Programm der Ballett-Tage, ebenso "Fließende Welten" (9.7.) oder die "Hommage aux Ballets Russes" (29.6.). "Parzival - Episoden und Echo" (1.7.) bietet ein besonderes Highlight: Als Stargast singt der US-Bariton Thomas Hampson die Arie "The Wound Dresser" von John Adams im zweiten Teil des Balletts mit Edvin Revazov in seiner Paraderolle als zu Empathie und Mitleiden reifendem Toren. Die traditionelle Nijinsky-Gala beendet John Neumeiers Tanz-Festival.

Purgatorio Uraufführung 26.6., 18 Uhr, Staatsoper. Weitere Vorstellungen 28.6. u. 7.7., jeweils 19.30 Uhr. Karten unter T. 35 68 68