Ein Liederabend mit Bariton Konstantin Wolff

Selbst die besonnene "FAZ" schlägt Alarm. "Sing mir das Lied, bevor es tot ist" betitelte die Zeitung Anfang März einen Artikel über den schleichenden Niedergang des Kunstlieds. Ein Blick auf die Programme der Klassikreihen zeigt tatsächlich, dass der Liedgesang in den Nischen des Konzertbetriebs zu verschwinden droht.

Aber es gibt auch löbliche Ausnahmen. Die Hamburger Symphoniker zum Beispiel - von Haus aus ja eigentlich nicht unbedingt auf vokale Kammermusik geeicht - haben schon im Herbst 2009 ein Zeichen gegen den Trend gesetzt: Damals eröffnete das Orchester seine neue Saison mit einem umjubelten Liederabend der Sopranistin Diana Damrau.

Ihr Konzert war keine musikalische Eintagsfliege, sondern das erste Ausrufezeichen eines neuen Schwerpunkts. In dieser Spielzeit präsentieren die Symphoniker gleich vier Liederabende. Der Pianist Alexander Schmalcz begleitet vier herausragende junge Sänger.

Zum Abschluss der erfolgreichen Reihe kommt Konstantin Wolff in die Laeiszhalle - drei Jahre, nachdem er mit dem Orchester in Strawinskys Pulcinella-Suite zu erleben war. Der deutsche Bassbariton, Jahrgang 1978, der in Karlsruhe studiert hat, feierte schon mit Ende 20 seinen ersten internationalen Erfolg, als er unter Leitung von William Christie in Lyon den Mercurio in Monteverdis "Krönung der Poppea" gab. Seither war Wolff nicht nur auf verschiedenen Opernbühnen, sondern auch in wichtigen Konzertsälen zu Gast.

Neben dem Oratorium spielt der Liedgesang für ihn eine wichtige Rolle. Das zeigt etwa seine Debüt-CD von 2007, auf der er Vertonungen von Texten des Dichters Victor Hugo zu einem spannenden Programm vereint und seinen feinen Sprachsinn demonstriert. Beim Recital in der Laeiszhalle setzt Konstantin Wolff ganz auf das romantische Repertoire und kombiniert Lieder von Schubert und Mahler mit den Petrarca-Sonetten von Franz Liszt.

Vielleicht besteht ja doch noch ein bisschen Hoffnung für den siechen Patienten. Totgesagte leben bekanntlich länger.

Liederabend 29.5., 19.30, Laeiszhalle, Kleiner Saal. Tickets unter T. 44 02 98