Die NDR Bigband bringt Colin Towns' “Hamburg Harbour Sounds And Visions“ zur Uraufführung

Das Elbjazz-Festival gab die Vorlage, die NDR Bigband musste nur noch verwandeln. Als vor einem Jahr das zweitägige neue Jazzfestival auf verschiedenen Bühnen unter freiem Himmel und in diversen Klubs und Kirchen seine Premiere im und am Hafen erlebte, waren plötzlich neue Orte da, an denen vorher noch nie Musik stattgefunden hatte wie zum Beispiel das Werft-Gelände von Blohm + Voss. Der Hafen schrie geradezu danach, mit seinen vielen Facetten, mit einer langen Geschichte und seinem stetigen Wandel zum Thema eines musikalischen Werkes zu werden, das im Rahmen dieses originären Hamburger Festivals uraufgeführt werden muss.

Dass die NDR Bigband und ihr oftmaliger Leiter Colin Towns sich dieser Aufgabe verschrieben haben, ist ebenfalls naheliegend. "Hamburg Harbour Sound And Vision 1925-2011" heißt das große Werk, das am 27. und 28. Mai auf der Hauptbühne des Elbjazz-Festivals bei der Werft Blohm + Voss uraufgeführt werden soll. Als Gast ist der englische Schlagzeuger Ralph Salmins mit dabei.

Colin Towns, der die Musik zu "Hamburg Harbour Sound And Vision" geschrieben hat, wurde in London geboren, doch Hamburg ist ihm sehr vertraut, weil er schon seit vielen Jahren immer wieder in Hamburg lebt und arbeitet. "Drei Monate im Jahr lebe ich hier, Hamburg ist ein Teil von mir", sagt der 1949 geborene Pianist, Arrangeur und Komponist. Mit der Bigband des NDR hat er unter anderem ein Programm mit der Musik des Rock-Avantgardisten Frank Zappa erarbeitet, das beim renommierten New Jazz Festival in Moers aufgeführt wurde, zuletzt entstand mit dem Jazzorchester eine Hommage für John Lennon. Auch darin spielen Hamburg und sein Hafen eine wichtige Rolle, denn für Lennon und die Beatles haben die Piers an der Elbe eine besondere Bedeutung und erinnerten sie an ihre Heimat Liverpool, ebenfalls eine Hafenstadt mit einem ganz besonderen Flair.

Die "Visions" für dieses groß angelegte Projekt kommen von einem Hamburger Fotografen. Seit 15 Jahren schon treibt es den Arzt und Fotokünstler Moritz Vahlenkamp mit seinen Kameras immer wieder in den Hafen. Hier fängt er die Atmosphäre dieses "Orts der Heimatgefühle und des Fernwehs, der großen Geschäftigkeit, des rasanten Wachstums und der nutzlos gewordenen Dinge" ein. Er zeigt die Symmetrie von Containerstapeln genauso wie Stillleben von Kränen, wie winzig wirkende Arbeiter vor einer massigen Schiffswand oder auch mal einen Ölfleck, der wie ein Ornament anmutet.

Auch Filme sind Teil dieses Gesamtkunstwerkes. Dafür zeichnet der Hamburger Regisseur Theo Janssen verantwortlich. Die frühesten Ausschnitte stammen aus einem Dokumentarfilm aus dem Jahr 1925, es wird Szenen aus dem Hans-Albers-Film "Große Freiheit Nr. 7", aus Beatles-Konzerten und aktuelle Aufnahmen geben. Hamburg soll als "Sehnsuchtsort" erkennbar sein, wie Janssen formuliert. "Auch wenn man viele Dinge nicht mehr sieht, weil sie in Containern stecken: Da ist diese Betriebsamkeit, Geräusche, eine spezielle Luft. Ich stehe gern als Hafenkieker auf der Brücke vorm Pudel-Club und lass den Blick schweifen", sagt der Regisseur. Colin Towns ergänzt: ",Hamburg Harbour Sounds And Visions' ist keine Filmmusik, die nur Bilder begleitet. Es ist Bigband-Musik mit Film und Fotografie. Und es geht um Hamburg - den Ort und den Menschen." Man darf gespannt sein, wie die beteiligten Musiker und Künstler diesen einmaligen Ort zeigen werden, als Klang und als Bild.

Hamburg Harbour Sound And Vision 28./29.5, Hauptbühne Blohm + Voss. Karten unter T. 0180/585 38 52