Der italienische Ort Bologna wird für immer mit einer der größten Bildungsreformen der jüngeren europäischen Geschichte verknüpft bleiben. Im Jahr 1999 beschlossen 46 europäische Mitgliedsstaaten, ein einheitliches, international vergleichbareres Hochschulsystem zu schaffen. So auch Deutschland. Das Ziel: der Globalisierung Rechnung tragen.

Wer einen Hochschulabschluss macht, soll sich damit nicht nur national, sondern international qualifizieren. Das heißt: Schluss mit den deutschen Abschlüssen Diplom und Magister. Der Weg war frei für Bachelor und Master.

Der Bachelor gilt als erster berufsqualifizierender Abschluss. Die durchschnittliche Studienzeit beträgt mindestens drei Jahre.

Wer sich weiter qualifizieren will, bewirbt sich um ein Masterstudium. Die meist zweijährige Zusatzqualifizierung ist eine Spezialisierung und Vertiefung des erworbenen Fachwissens. Wer den Master macht, kann die Promotion anschließen.

Um die internationale Vergleichbarkeit des Studiums zu gewährleisten, wurden weitere strukturelle Änderungen beschlossen. So werden Bewertungen der Studienleistungen in einem einheitlichen Punktesystem gemessen, dem sogenannten ECTS-Modell. Damit kann sich ein Student die im Ausland erbrachten Leistungen anrechnen lassen. So soll die Mobilität von Studierenden, Wissenschaftlern und Lehrkräften gefördert werden.

Jede Reform findet auch ihre Kritiker. So gab es seit Beginn der Reform viele Probleme bei der Umstellung. Dadurch hielten einige den gesamten Prozess für einen Fehler.

Die Vorwürfe lauten: Studiengänge würden zu stark "verschult" werden, sechs Semester seien zu wenig Zeit, es gäbe zu wenig Master-Studienplätze, und keiner wüsste, ob die Bachelor-Abschlüsse von Arbeitgebern akzeptiert würden. Ob das neue Hochschulsystem die schwierige Umstellung bewältigen wird, wird die Zukunft zeigen. Die Hochschulen arbeiten an der "Reform der Reform".