Wenn wir als Kinder früher vorm Fernseher saßen, mahnten unsere Eltern einen Sicherheitsabstand an - wegen der Strahlung. "Nicht so dicht ran!", hieß es dann. Aber weil die alten Röhrengeräte nicht annähernd so große Bildschirme hatten wie die flachen Fernseher heute, rutschten wir Stück für Stück wieder näher. Fernsehen war eben einfach zu spannend, ein ganz besonderes Ereignis. 20 Jahre später im USA-Urlaub wunderte mich, dass im Haus von Freunden ein Fernseher unbeachtet vor sich hin lief. Niemand saß davor und guckte, aber es machte auch keiner Anstalten, das Gerät abzuschalten. In Deutschland damals nicht vorstellbar.

Heute schon. Ohne Musiksender kommt meine 15-jährige Tochter morgens gar nicht in Schwung. Er läuft im TV, und ganz nebenbei, zwischen Zähneputzen und Kleiderschrank, wird mal nach dem neusten Videoclip geguckt. Mutti schaltet aus - wenn das Kind aus der Tür ist.

Immerhin steht seit letztem Weihnachten ein eigenes Gerät in ihrem Zimmer, weil es häufig zwischen ihr und dem Fußballgucker im Haus Differenzen bei der Programmauswahl gab. 40 Zentimeter Bilddiagonale, mehr wollte sie nicht - es sollte nicht zu protzig wirken. Da kommt sie ganz nach mir ...

Nicht so die Familie ihrer Freundin. Die kleine Schwester prahlt vor Mitschülern: "Wir haben jetzt einen neuen 3-D-Fernseher, der ist so groß wie die Tafel." Sitzen die dann eigentlich abends mit solchen spacigen Brillen auf dem Sofa ihres Heimkinos? Vielleicht wird ja auf diese Art das Fernsehen wieder zum Familienereignis - und bei 63 Zoll muss man auch nicht mehr so dicht ran.